Oberhausen. Helge Schneider schiebt in einem spielfreudigen Trio das Jazzkarussell an. Knapp 300 Besucher lauschen Swing und Blues und schmunzeln portioniert.
Eigentlich ist Helge Schneider an sich witzig. Wenn der Mülheimer Spaßvogel stocksteif an einer Stelle verharrt und seinen Kopf zur Seite dreht und mit einem eingefrorenen Spitzbubengesicht Erwartungen für Lachsalven provoziert. Am Dienstagabend sind solche Schelmereien im Eisenlager des Zentrum Altenbergs größtenteils eine trügerische Scharade. Beim „Jazzkarussell Special“ ist der Komiker zum Musizieren gekommen.
Zurück zu den Wurzeln
Das blaue Jackett hält nur ein Knopf zusammen, der Stoff spannt, das Hemd lappt über den schwarzen Gürtel und in den knittrigen Bluejeans geht der Meister schnurstracks zum Piano. Ein kurzes Nicken und der 60-Jährige greift in die Tasten. Jazz, Blues und Swing gibt es zu hören. „Back to the roots“, also zurück zu den Wurzeln, geht es für den Musiker und Spaßmacher bei dieser besonderen Ausgabe der Jazz-Reihe, die sonst unter anderem in der polnischen Kulturkneipe heimisch ist.
Die Wurzeln von Helge Schneiders musischem Schaffen sind eng mit dem Initiator der Jazzkarussell-Reihe Walter Kurowski verbunden. Bei Kurowski hatte der Mülheimer vor einigen Jahrzehnten im Eisenheimer Jazzkeller „Blue Note“ seine ersten Auftritte überhaupt.
Vorzügliche Musiker
Walter Kurowski, der sich nach seinem kürzlich erlittenen Schlaganfall nach Angaben seiner Musikmanagerin Gabriele Bauhofer gut erholt, konnte beim Spezial-Konzert noch nicht dabei sein. Ihn wird freuen, dass ein guter Teil der Erlöse des Konzerts für das Oberhausener Jazzkarussell gedacht sind und so direkt der besonderen Klangkunst zugute kommen.
Knapp 300 Besucher füllen im Zentrum Altenberg einen ausverkauften Saal. Mit Willy Ketzer am Schlagzeug und Kai Struwe am Bass hat Helge Schneider vorzügliche Musiker an seiner Seite, die im „Schneider-Trio“ immer wieder exakt und detailreich ihre Spielstärke in den Gehörgängen der aufmerksam lauschenden Zuhörer platzieren. Gekommen sind freilich nicht nur Anhänger der Jazzmusik: „Fans der Musik und von Helge halten sich die Waage“, meint Gabriele Bauhofer.
Kurz vor Schluss ein Selfie
Und so amüsiert es um so mehr, dass der Komiker zwischendurch, nach all dem „Jazzen“, „Swingen“ und „Bluesen“, doch noch die Freude am wohl portierten Kalauern pflegt. Helge Schneider meint im Bezug auf seine Oberhausener Vergangenheit: „Dass aus jungen Leuten ältere Leute werden — das hätte doch keiner gedacht.“
Großartig sind die Takte, die Schneider über das Buch „Am Grab gibt’s keine Steckdose“ seines Schlagzeugers Willy Ketzer erzählt. Er liest, schmunzelt, rümpft die Nase und erzählt Musikerwitze. „Man merkt, dass ich vorher schon zwei Weinschorlen in der Pizzarei getrunken habe.“
Kurz vor Schluss gibt es noch ein Selfie mit dem Handy — das Klangspiel ist da noch nicht zu Ende.