Ein kleines Kind, das mit seinen Eltern aus Syrien geflüchtet ist, hat noch nie einen Kindergarten von innen gesehen. Fremdbetreuung von Kindern unter sechs Jahren ist in den Ländern, aus denen die Menschen derzeit nach Deutschland fliehen, meist unüblich. Weshalb es schwierig ist, die Flüchtlingskinder, die jetzt in Oberhausen leben, einfach in einem Regelkindergarten unterzubringen, skizziert Regina Scholz vom Kinderpädagogischen Dienst der Stadt die Situation.

Hinzu kommt, dass nicht genügend Regelplätze in Kitas zur Verfügung stünden. Viel entscheidender aber sei, dass die oftmals traumatisierten Kinder auch gar nicht in der Lage seien, getrennt von ihrer Familie einen Kindergarten zu besuchen. Eine Lösung bietet das Förderprogramm „Brückenprojekte“ des Landes, das Betreuungsangebote für Kinder unter sechs Jahren aus Flüchtlingsfamilien finanziert. Oberhausen hat Gelder beantragt: Für dieses Jahr stehen rund 98 000 Euro zur Verfügung, für 2016 bisher eine Summe von 146 000 Euro.

Damit können dieses Jahr neun Eltern-Kind- oder Spielgruppen für Kinder von null bis sechs Jahren und 16 Gruppen im nächsten Jahr eingerichtet werden. Die finden ein bis dreimal in der Woche jeweils von einer bis zu zweieinhalb Stunden statt: in den Wohnheimen an der Gabel- oder Bahnstraße oder auch in evangelischen Gemeinden oder bei Trägern wie der „Kurbel“ oder der Ruhrwerkstatt. Pädagogisch qualifiziertes Fachpersonal soll die Gruppen leiten.

„Wir wollen den Kindern einen Schonraum bieten, in dem sie hier in Oberhausen ankommen können, in Begleitung ihrer Eltern“, erklärt Regina Scholz. Ganz wichtig sei es, dass die Kinder in den Gruppen Kontinuität und Verlässlichkeit erfahren, dass aber auch eine Verbindlichkeit zwischen den Eltern und dem „Brücken-Kindergarten“ hergestellt werden. Perspektive für die Kinder: Dass sie später eine reguläre Kindertagesstätte besuchen.

All dies ist „eine Riesen-Hausnummer“ und der Weg dahin „mit vielen Stolpersteinen gepflastert“, sagte Regina Scholz im Jugendhilfeausschuss. Die Angebote seien an manchen Stellen schwierig zu organisieren, weil zum Beispiel die Fluktuation in den Wohnheimen groß ist. Aber das Betreuungsangebot sei für die Kinder wichtig, damit sie sich hier eingewöhnen können.