Oberhausen. Handwerksmeister wollen Patenschaften für rund 60 Jugendliche und Kinder übernehmen. Unterstützung bei Aus- und Weiterbildung sowie bei Sprachkursen.

Das Handwerk will sich zukünftig mehr für Flüchtlinge engagieren und bei der Integration helfen. Kreishandwerksmeister Jörg Bischoff stellte am Mittwochabend beim Empfang des Handwerks in der Burg Vondern ein Patenschafts-Projekt vor. Dabei sollen Betriebe, Gewerkschaften und Vereine wie zum Beispiel die Rotarier als Pate für unbegleitete Flüchtlinge im Kindes- und Jugendalter Patenschaften übernehmen und sich um ihre (Aus-)Bildung kümmern.

An dem Abend war die Rede von 40 Flüchtlingen, die ohne Begleitung nach Oberhausen kommen. Für sie, aber auch für die 20, die bereits hier leben, will sich das Handwerk besonders stark machen. Unterstützung sicherte an dem Abend bereits Jürgen Koch, Geschäftsführer der Bundesagentur für Arbeit in Oberhausen, zu. Koch schlägt vor, den Flüchtlingen eine Einstiegsqualifizierung zu vermitteln. Dabei handelt es sich um eine Qualifizierung vor der Ausbildung. Ziel ist es, jungen Menschen Gelegenheit zu geben, berufliche Handlungsfähigkeit zu erhalten. Für Flüchtlinge, die seit drei Monaten in Oberhausen leben, ist eine solche Einstiegsqualifizierung möglich. Sie dauert zwischen sechs und zwölf Monate.

Handwerker hoffen

Beim Handwerks-Empfang appellierte Kreishandwerksmeister Jörg Bischoff in seiner Rede an den neuen Oberbürgermeister Daniel Schranz, der neben dem noch amtierenden OB Klaus Wehling in der Burg Vondern anwesend war. Er solle dafür Sorge tragen, dass das Handwerk vor Ort bei Ausschreibungen faire Chancen bekomme.

Denn die Handwerksunternehmen in Oberhausen erhoffen sich einige Aufträge durch das neue Investitionspaket, das in den kommenden drei Jahren an die Stadt ausgeschüttet wird. Jörg Bischoff sprach von Beträgen zwischen 25 und 30 Millionen Euro, die für Oberhausen „kein kleiner Klecks, sondern ein Riesenbetrag“ seien.

Eine direkte Vermittlung in Ausbildung sieht Jürgen Koch an dieser Stelle nicht, da die Flüchtlinge zunächst die Sprache lernen müssten. Nur so ist ein Besuch der Berufsschule möglich. „Aber das Ziel sollte eine Ausbildung sein“, sagt Bischoff und schaut perspektivisch in die Zukunft.

Die Bewerber müssen wollen

Aber: Weckt man mit einem solchen Projekt nicht auch Begehrlichkeiten? Schließlich gibt es in Oberhausen etliche arbeitslose Jugendliche wie Langzeitarbeitslose. „Wir tun das eine, ohne das andere zu lassen“, sagt Projekt-Initiator Jörg Bischoff. In jedem Jahr würden zwischen 500 und 600 neue Ausbildungsverträge geschlossen, da werde es doch wohl möglich sein, 40 Jugendliche unterbringen, meint er. Zumal: Nicht jeder der Flüchtlinge ist in einem Alter, das sich für eine Einstiegsqualifizierung oder ein Praktikum eignen würde. Und Jürgen Koch ergänzt: Die Arbeitsagentur biete jedem das gleiche. Voraussetzung: Die Bewerber müssen wollen und mitmachen. Das gelte für hiesige Bewerber ebenso wie für Flüchtlinge. Flüchtlinge in Deutschland

Und was passiert mit denjenigen, die noch keinen Beruf erlernen oder ein Praktikum absolvieren können, weil sie zu jung sind? Für die will das Handwerk mit seinen Projektpartnern laut Bischoff zum Beispiel Sprachangebote und sinnvolle Freizeitbeschäftigungen anbieten.