Oberhausen. . Etleva Persch war in ihrer Heimat Albanien als Lehrerin tätig. Heute lebt sie in Oberhausen. Doch in Deutschland wird ihre Ausbildung nicht anerkannt.

Etleva Persch fühlt sich ausgebremst. Sie hat in ihrer Heimat Albanien ein Lehramtsstudium abgeschlossen und würde jetzt gerne an den Oberhausener Schulen bei der Integration von Flüchtlingskindern helfen. Doch das darf sie nicht, weil ihr Abschluss in Deutschland nicht anerkannt wird. Ein Problem, mit dem sie nicht alleine dasteht. Viele ihrer Kollegen sind ebenfalls betroffen.

Die 48-Jährige hat in Albanien Schüler zwischen 14 und 18 Jahren in Literatur, Deutsch als Fremdsprache sowie Albanisch unterrichtet. Seit 1994 lebt sie verheiratet mit einem Deutschen in Oberhausen. Zurzeit gibt sie als Honorarkraft Deutschkurse für erwachsene Migranten und unterrichtet im Auftrag des Gelsenkirchener Schulamtes albanische Kinder in ihrer Muttersprache.

Etleva Persch könnte sich vorstellen, in Oberhausen auch Deutschkurse für Migrantenkinder zu geben. Doch das bleibt ihr verwehrt: „Weil ich kein deutsches Staatsexamen habe.“

Nur auf Honorarbasis

Ihr albanischer Studienabschluss werde nicht anerkannt. Auch der Erwerb des Staatsexamens durch ein Aufbaustudium sei nicht möglich. „Meine Ausbildung zählt hier überhaupt nichts. Ich müsste komplett von vorne studieren.“ Verärgert stellt sie fest: „In Deutschland scheitert alles an der Bürokratie – Erfahrung zählt nicht.“ Sie fühle sich vom deutschen Arbeitsmarkt ausgeschlossen. „Ich darf zwar arbeiten, aber nur auf Honorarbasis und damit ohne Renten- und Krankenversicherung, ohne Anspruch auf eine Fortzahlung im Krankheitsfall.“ Ein Schicksal, dass sie mit vielen Kollegen teile: „Die meisten sind ebenfalls Akademiker und so wie ich ohne die geringste Chance auf eine Festanstellung an einer Schule – obwohl dort doch händeringend nach Lehrkräften gesucht wird.“

Auf Nachfrage heißt es aus der Pressestelle der Stadt: „In Oberhausen werden alle schulpflichtigen Migrantenkinder in internationale Vorbereitungsklassen eingeschult und erhalten wenigstens 12 Stunden Deutschunterricht von angestellten bzw. beamteten Lehrer/innen des Landes.“ Aktuell gibt es 38 Klassen, allein 16 davon an den Grundschulen vor Ort.

Etleva Persch gibt die Hoffnung nicht auf, künftig vielleicht doch noch in einer dieser Klassen unterrichten zu können. Sie vermutet übrigens, dass für die Ablehnung ihres Abschlusses marxistisch-leninistische Studieninhalte eine Rolle spielen. „Als ich studierte, war Albanien noch ein kommunistisches Land.“ Gerade weil sie dieses System erlebt habe, sei sie heute aber überzeugte Demokratin. „Ich bin dankbar, dass ich in einem freien Land leben kann.“ Dieses Gut gelte es zu schützen und genau das möchte sie als Lehrkraft tun.

2625 neue Lehrerstellen für NRW

Die NRW-Landesregierung hat auf die Zuwanderung reagiert. „Zum Schuljahresbeginn 674 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen“, betont Barbara Löcherbach, Sprecherin von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann. Darüber hinaus seien 300 Integrationsstellen, also Lehrerstellen für die deutsche Sprachförderung geschaffen. Diese Stellen seien bereits besetzt.

Mit dem 3. Nachtragshaushalt sollen aber weitere Lehrerstellen dazu kommen: 2625, davon 900 Integrationsstellen. Sobald das Landesparlament durchgenickt habe, könnten die Ausschreibungen erfolgen. Für die Integrationsstellen würden Kräfte mit Lehramtsbefähigung eingestellt, die eine Qualifikation für Deutsch als Zweitsprache oder als Fremdsprache haben (oder diese kurzfristig erwerben). Schulen könnten diese Stellenausschreibung für den Seiteneinstieg öffnen, betont Löcherbach. Auch Etleva Persch könnte damit als sogenannte Nichterfüllerin im Sek I-Bereich arbeiten. „Vielleicht sogar mit Festanstellung.“ (Stellen unter: www.lois.nrw.de oder www.verena.nrw.de).

Und zur Nichtanerkennung des Studienabschlusses: „Albanisch ist in NRW kein Unterrichtsfach, das Fach Deutsch als Fremdsprache deckt nur einen Teil unseres Faches Deutsch ab.“ Entsprechend aufwändig wäre hier tatsächlich ein „Nachstudium“.