Oberhausen.. Christdemokrat Daniel Schranz ist neuer Oberbürgermeister von Oberhausen. „Die CDU kann Großstadt“. Sozialdemokraten ziehen Konsequenzen.

Tosender Jubel in der ersten Etage im Rathaus bei der CDU, entsetzte Gesichter, Fassungslosigkeit und Grabesstimmung im dritten Stock bei der SPD: Von einem solch klaren Sieg des CDU-Ratsfraktionschefs Daniel Schranz haben die meisten Christdemokraten noch nicht einmal im Schlaf zu träumen gewagt, von einer solch deutlichen Niederlage nach einem beeindruckend engagierten Wahlkampf von Kämmerer Apostolos Tsalastras wurden Sozialdemokraten noch nicht einmal in ihren Alpträumen geplagt. 52,5 Prozent für den 40-jährigen Osterfelder Daniel Schranz, nur 37,7 Prozent für Apostolos Tsalastras (SPD) – das ist ein historischer Sieg der Christdemokraten nach 60 Jahren, in denen ausschließlich die SPD das Stadtoberhaupt stellte.

„Ein Hoch auf uns, auf dieses Leben“ – aus über 100 Kehlen erklingt Andreas Bouranis Song, als CDU-Parteigeschäftsführer Christian Benter den Wahlsieg verkündet. Es ist 19.50 Uhr und es herrscht Partystimmung. Der Sieger wird gefeiert, seine Rede immer wieder von Beifall und „Daniel, Daniel“-Rufen unterbrochen.“

BOB-Fraktionschef Karl-Heinz Mellis klatscht mit, Albert Karschti und Andrea-Cora Walther von der Bürgerliste sind auch gekommen. Apostolos Tsalastras und Noch-Oberbürgermeister Klaus Wehling gratulierten dem künftigen Stadtoberhaupt – kein leichter Gang.

Von einem „historischen Ergebnis“, einem „sensationellen Sieg“ einem wichtigen „Signal für NRW“ spricht Schranz in seiner Rede. „Die Menschen wollten den Wechsel. Die CDU kann Großstadt.“

„Ein Hoch auf den Moment“

Die schlechte Wahlbeteiligung von 36,7 Prozent wertet er als Ausdruck von „Frustration über die bisherige Politik“ in Oberhausen. Schranz weiß, dass er keine eigene Mehrheit im Rat hat und so lautet sein Appell „an alle Gutwilligen“, den Wählerauftrag umzusetzen: „Eine bessere wirtschaftliche Basis für Oberhausen schaffen, für mehr Bürgerbeteiligung sorgen und für mehr Transparenz.“ Dabei setzt er auf eine sachliche Zusammenarbeit mit den Dezernenten, von denen allerdings niemand der CDU angehört. Und er ist sich sicher, dass er auch bei den über 2000 Beschäftigten des Rathauses auf Bereitschaft zur Mitarbeit trifft. „Dieses Wahlergebnis zeigt, dass es auch in der Verwaltung viele gibt, die einen Neuanfang wollen.“

Im stickig-heißen SPD-Fraktionssaal in der dritten Etage wird es bei Schmalz und Frikadellen beim fünften oder sechsten Jubel-Geschrei der CDU aus der ersten Etage nicht wenigen Sozialdemokraten einfach zu viel: „Kann nicht jemand mal die Tür zumachen?“

So eine Niederlage mit solch tiefen Konsequenzen hat die Oberhausener Sozialdemokratie noch nie erlebt. In den Reihen ist man sich schnell einig: An dem Kandidaten, an „Posto“, hat es nicht gelegen, sondern an der Stimmung gegen die eigene Partei, die einer allein in so kurzer Zeit nicht mehr habe ändern können, heißt es im Saal. „Du hast gekämpft wie ein Löwe“, ruft Parteichef Michael Groschek, neben Tsalastras auf einen Tisch stehend, in die Menge seiner Parteifreunde, die mit anhaltendem Beifall dem Kandidaten danken und sich selbst Mut machen. „Wir haben versucht, einen Trend zu drehen, doch gerade unsere Wähler sind zu Hause geblieben“, bedauert Tsalastras. „In fünf Jahren können wir wieder grandios gewinnen, wir müssen unsere Wähler überzeugen, dass es sich für sie lohnt, uns zu wählen.“