Oberhausen.. Bei der Wahl des Oberhausener Oberbürgermeisters wird es spannend: Es kommt auf jede Stimme an. Doch geringe Wahlbeteiligung wird befürchtet.
165.000 Oberhausener über 16 Jahren sind am Sonntag aufgerufen, aus sechs Kandidaten ihren neuen Oberbürgermeister zu wählen. Er wird den seit elf Jahren an der Stadtspitze amtierenden Klaus Wehling (SPD, 68 Jahre) ablösen.
Auch die Landespolitik schaut neben Essen, Köln und Bonn ganz genau auf unsere Stadt: Sollte der Oberbürgermeister-Kandidat der CDU, Daniel Schranz (40), in der seit Jahrzehnten sozialdemokratisch geführten Kommune tatsächlich gegen den Kämmerer und Kulturdezernenten Apostolos Tsalastras (51, SPD) gewinnen, dann will CDU-Chef Armin Laschet die Niederlage der SPD als weiteres Zeichen werten, dass Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) im Land an Rückhalt verliert.
Nur mit dem OB die Mehrheit
Derzeit regiert im Rat die SPD mit Grünen und FDP in einer Koalition – sie haben nur mit dem Oberbürgermeister die Mehrheit. Würde Schranz gewinnen, gäbe es erstmals in Oberhausen für die Opposition die Möglichkeit, Mehrheiten aus sich selbst heraus zu bilden – mit der bunten Truppe aus Linken, CDU, Bürgerliste und BOB.
Neben Tsalastras, der von SPD, Grünen und FDP nominiert wurde, und Daniel Schranz (CDU) stellen sich Norbert Müller (Linke), Claudia Wädlich (Violette) und die parteilosen Hasan Dagdelen sowie Anna-Maria Penitzka zur Wahl.
Mit bangem Blick schauen alle politisch interessierten Gruppen auf die Wahlbeteiligung: Erstmals wird mit der OB-Wahl nicht der Rat gewählt, er bleibt wie im Mai 2014 gewählt bestehen (siehe Grafik rechts). Die Kandidaten fürs OB-Amt treten also alleine an – deshalb befürchten viele, dass die Wahlbeteiligung trotz des engagierten Wahlkampfs von SPD und CDU deutlich niedriger ausfällt als bei der Ratswahl im Mai 2014 mit geringen 43,7 Prozent. In einem Aufruf bittet die IG Metall alle Bürger, „durch Beteiligung an der Wahl die Demokratie zu stärken“.
Schwache Wirtschaftslage, Schuldenlast und nötige Bildungsinvestitionen
Der Wahlkampf in den vergangenen Wochen war – durchaus typisch für Großstädte mit den sehr gemischten Interessenlagen ihrer Bürgerschaft – geprägt von einer Fülle von Themen. Kaum ein Problem der Bürger wurde außer acht gelassen – und sei es noch so klein.
Als Hauptthemen kristallisierten sich die schwache Wirtschaftslage, die Schuldenlast und nötige Bildungsinvestitionen heraus. Die beiden aussichtsreichsten Kandidaten, Tsalastras und Schranz, versprachen hier Lösungen mit unterschiedlichen Ansätzen. Insgesamt überraschte Tsalastras über Wochen mit einer Fülle von Terminen, Bürger-Gesprächen, öffentlichkeitswirksamen Ankündigungen und besonderen Talkrunden mit Polit-Prominenz. Er stellte sich als derjenige dar, der Reformbedarf erkannt hat und in seiner Zeit als Kämmerer die Finanzlage so geordnet hat, dass Oberhausen wieder selbstständig handeln kann.
Eventuelle Stichwahl am 27. September
Im Vergleich dazu hielt sich Schranz trotz einer Fülle von Einsätzen eher zurück und setzte ganz darauf, seine seit Jahren stetig geäußerte Kritik an der regierenden SPD zu wiederholen – mit den Schlagworten „zu viel Filz, zu wenig Transparenz, zu wenig Bürgerbeteiligung, zu hohe Steuern, zu wenig Spareifer in der Stadtverwaltung“. Er will im Rathaus und bei den Stadttöchtern aufräumen und die Wirtschaft stärker fördern.
Beobachter erwarten zwischen Tsalastras und Schranz ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Erhält keiner der OB-Kandidaten die Hälfte der Stimmen, geht es in die Stichwahl zwischen den beiden ersten Kandidaten am 27. September.