Oberhausen. . 3500 Fans besuchen die Premiere des Schlagerfestivals „Oberhausen feiert“. Mickie Krause, Jörg Bausch und Ina Colada entzücken am Stadion Niederrhein.

Der Zeiger der Armbanduhr hat schon einige Runden absolviert, da nimmt sich Benjamin Boyce hinter der Bühne am Stadion Niederrhein einige Fans zur Seite. Der ehemalige Sänger der kreisch-erfahrenen Boyband „Caught in the Act“ („Love is everywhere“) stimmt ein kleines Privatkonzert an, ungehört von den meisten der 3500 Besucher des Festivals „Oberhausen feiert“. Warum der Brite ausgerechnet den volkstümlichen Gassenhauer „Heidi“ auswählt, bleibt Geheimnis des erlesenen Kreises.

Doch auch das pulsierende Kollektiv, das zuvor mehrere Stunden im Innenraum des Festivalgeländes für eine halbe Stunde Boyce-Musik ausharrt, wirkt am Samstagabend zufrieden.

Schlangen am Toilettenwagen

Warum solche Schlagerfestivals trotz doch erkennbarer Konkurrenz funktionieren, kann Veranstalter André Kusch nur damit erklären: „Oberhausen ist die Hauptstadt des Schlagers. Sie liegt mittendrin.“ Mit mittendrin meint Kusch wohl eine wiederkehrende Vorliebe für Schunkel- und Mitsingverse. Beim bierseeligen Klatsch-Marathon können Personen mit Berührungsängsten direkt einpacken: In Kuschelnähe wird es selbst am späten Abend auf dem Rasen eigentlich nicht kalt.

Sängerin Anna-Maria Zimmermann („1000 Träume weit“) findet: „Die Tanzfläche brennt!“ Eine Lösung hat die groß gewachsene 26-Jährige (1,80 Meter) auch parat: „Dann ziehe ich einfach meine Schuhe aus.“ Auf heißen Kohlen sitzen zwischenzeitlich die Planer der Schlagersause. Jörg Bausch („Dieser Flug“) muss bei seinem Zugabe-Reigen gar ausgebremst werden. Begründung der Moderation: „Sonst bekommen wir die anderen Sänger nicht mehr auf die Bühne.“ Acht Stunden Musik haben sich die Macher von „Oberhausen feiert“ selbst diktiert. Vor allem mit Gaga-Partysänger Mickie Krause („Zehn nackte Frisösen“) kann man wenig falsch machen. Krause muss sich sputen, reist noch zum Paralleltermin „Bonn Olé“ auf der Rheinaue.

Neben Olaf Henning, Sandy Wagner und Willi Herren greift eine Bardin aus der Nachbarschaft zum Mikrofon: Ina Colada aus Kirchhellen hat zumindest den geschmackvollsten Namen.

Die Sause kommt so gut an, dass Veranstalter Kusch überlegt, im kommenden Jahr auch in Dortmund im Revierpark Wischlingen oder Westfalenpark zu feiern. Die Sause am Stadion bleibt erhalten, hat mit dem 6. August schon einen Termin. Matthias Reim oder die Hot Banditoz sind Wunschkandidaten für die Bühne.

Heile Schlagerwelt? Nicht ganz: Die langen Warteschlangen am Toilettenhäuschen sorgten bei einigen Besuchern für Verstimmung.