Tobias Fleckner gelingt der ganz große Wurf. Bei der Olympiade der Köche gewinnt er Gold im Viererteam in der Disziplin Gemeinschaftsverpflegung. Ein kompliziertes Karibik-Menü für 150 Personen ist selbst für ein Mitglied der Nationalmannschaft der Bundeswehr eine Herausforderung.

Tobias Fleckner hat sein bisher höchstes Ziel erreicht: Mit einer Goldmedaille ist er von der Olympiade der Köche zurückgekehrt, die im Rahmen der Internationalen Kochkunstausstellung stattfand. Im Viererteam hat er in der Disziplin „Gemeinschaftsverpflegung” den Sieg errungen, „im zivilen Wettbewerb”, betont der Zeitsoldat, der Mitglied der Koch-Nationalmannschaft der Bundeswehr ist.

„Ein Gänsehautfeeling” erzeugte die Eröffnungsfeier, die in Erfurt stattfand. 1200 Köche aus 54 Ländern – der Einmarsch der Nationen in die Messehalle „war ein riesiges Spektakel mit Lasershow und Feuerwerk, die Zuschauerränge waren voll”, erzählt der 30-Jährige, der in der in der Schill Kaserne in Wesel stationiert ist, aber an den Wochenenden stets nach Hause fährt. „Meine Familie ist alter Sterkrader Hochadel. Hier kriegt mich nichts weg.”

Wie im Hochleistungssport ist die Qualifikation für Olympia auch im Hochleistungskochen der Lohn für eisernen Willen und hartes Training. Die Zulassung zum Wettbewerb der Besten steht und fällt mit der Überzeugungsraft des Konzepts. Das Thema der Ausschreibung, Karibik, bereitete Kopfzerbrechen: „Da denkt man an Früchte und dann ist Leere. Welche Möglichkeiten habe ich? Wie drücke ich den Rezepturen einen eigenen Stempel auf? Nichts darf sich wiederholen. Ist die beispielsweise Ananas fürs Dessert vorgesehen, kann sie sonst nicht mehr vorkommen. Ausgefallen soll es sein, sogar farblich muss alles stimmen!”

Gefordert waren eine Suppe, zwei Fleischgerichte oder einmal Fleisch und einmal Fisch, ein vegetarischer Hauptgang, zwei so genannte Sättigungsbeilagen, zwei Mal Gemüse und ein Salat-Büfett, zuzubereiten für 150 Personen in fünf Stunden. Angaben zur Kalkulation, Warenanforderung, zu den Rezepten, zum Speiseplan zur Zubereitung, Dekoration und der Essensausgabe verlangte das Auswahlkomitee. „Ich bin nicht sicher, ob sie verstehen was das bedeutet”, sagt der Olympiasieger. Dies schon: Enorm viel Vorarbeit ist angesagt. Und: Ein Olympia-taugliches Menü gart zunächst im Kopf.

Nachdem klar war, dass mit dem hauptsächlich von Fleckner ausgetüftelten Konzept die Qualifizierung für Olympia geschafft war, hieß es immer wieder: An die Töpfe, fertig, los! „Jeden Monat gab's eine, dann zwei Trainingswochen.” Das Ziel: „Ganz klar, die Goldmedaille, denn wie heißt es so schön, der Zweite ist der erste Verlierer”, sagt Fleckner und fügt hinzu „Schön, dass es zum große Wurf gereicht hat. Es gibt keine Sicherheit, ein Fehler wirft das Team schon zurück!”

Fünf Juroren gehörten zur internationalen Jury, deren geschultem Auge kein Handgriff entging. Tobias Fleckner stand im Rampenlicht, ganz dicht bei den Fernsehkameras. „Ich hab's geschafft ruhig zu bleiben, habe den Journalisten auch dies und das erklärt.” Ein Trumpf. Die Auskünfte waren top, die Jury hat mitgehört.

Obwohl die Olympiade „eine riesige Jobbörse” ist und Fleckner eine Menge Visitenkarten erhalten hat, will er nicht in die Küche im Fünf-Sterne-Restaurant. Sein Ziel ist es, BWL zu studieren, entweder an der Angestelltenakademie, lieber an der Uni oder Fachhochschule.