Oberhausen. In diesem Garten der Siedlung Stemmersberg ist jeder Frosch König. Vom „Froschzimmer“ bis zum Zaun frönt Heike Wagener-Janßen ihrer Sammelleidenschaft.
„Sie sind wirklich überall“, meint die Kollegin mit der Kamera staunend – denn sie hat wieder einen Frosch im Visier. Dabei hätten Heike Wagener-Janßen und Manfred Janßen im kleinen Garten ihres Zuhauses in der Siedlung Stemmersberg gar keinen Platz für einen Froschteich. Der Rasen wäre gerade groß genug für ein Planschbecken: Ein Indianer-Tipi für ihr anderthalbjähriges Enkelkind Joel steht schon da. Nein, großes Gequake ist hinter dieser Reihe historischer Osterfelder Bergmannshäuser nicht zu befürchten. Dennoch ist bei Heike Wagener-Janßen jeder Frosch König: jedenfalls in Keramik, Metall, Holz oder Plüsch.
„Im Haus haben wir noch ein Froschzimmer“, sagt Wagener-Janßen, die seit 20 Jahren sammelt, deren Hobby diese Zeitung aber schon mal vorgestellt hatte. Soviel sei erneut verraten: Man kann staunen, zu welchen mimischen Variationen kleinste und größere Froschgesichter fähig sind. Ein besonders vorwitziges Exemplar guckt keck über den Zaun hinweg in den Garten.
Auch der Ziegenstall ist ein Denkmal
„Als wir einzogen, war hier Wildnis“, sagt Manfred Janßen; „Steine und Töpfe haben wir gefunden“, sagt seine Frau. Dafür hatten sie ihren tausend Quadratmeter großen Garten in der Nähe von Hannover aufgegeben? Auf Zeche Osterfeld ist Manfred Janßen erstmals 1957 als 15-Jähriger eingefahren. Zehn Jahre arbeitete er unter Tage – bis zur ersten Bergbaukrise. Bis zum Ruhestand mit 60 arbeitete er 35 Jahre im Volkswagenwerk Hannover – aber die Familie aus Osterfeld und Sterkrade hielt stets den Kontakt zur Heimat.
Und Manfred Janßen hatte lange genug auf der Zeche gearbeitet, um vor nun zwölf Jahren eine Wohnung im denkmalgeschützten Siedlungshäuschen zu bekommen: „In unserem Haus war das LEG-Büro.“ Der Denkmalschutz für die Siedlung aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts gilt auch für den Garten – konkret: für die kompakten Stallgebäude. Heute Parkplatz für Fahrräder und Kühlschrank. „Wir durften nicht jeden Anstrich nehmen“, erklärt Heike Wagener-Janßen. „Weiß ist nicht gleich weiß.“
Außerdem musste die schmucke Laube Abstand halten zum historischen Ziegen- und Hühnerstall. Es ist das dritte wohnliche Plätzchen im nur gut hundert Quadratmeter großen Gärtlein: Eine Sitzgruppe steht unterm weißen Segeltuchdach, eine zweite an der weißen Stallwand – und in der Laube gibt’s zu den bequemen Polstern und Manfred Janßens Bergmanns-Erinnerungen sogar einen Plattenspieler. Ein Wohnzimmer im Grünen.
Würzige Aromen vor der Haustür
Vom Wort „Nutzgarten“ – und das waren ja die Kolonie-Gärten bis vor wenigen Jahrzehnten – mag das Ehepaar aber nichts hören: „Es soll ja noch ein Hobby bleiben“, meint Heike Wagener-Janßen. Ihr Mann: „Eine halbe Stunde, dann ist man durch.“ Dabei hängen die noch grünen Tomaten in reicher Fülle am Strauch; an der Stallwand ranken türkische Bohnen mit hübschen roten Blüten und großen Schoten in die Höhe; und im Topf einer Blumenampel reifen Erdbeeren.
Ach ja, und beim Verabschieden vor der Haustür schnuppert man ganz unwillkürlich würzige Aromen: Hier hat die Frösche-Sammlerin ihre Kräuterkiste postiert. Ein bisschen Küchengarten gibt’s also immer noch, hier an der Route der Industriekultur.