Oberhausen. Lars Kollros vertreibt fair gehandelte Unterwäsche aus Bio-Materialien im Internet. Mit einer Benefiz-Aktion unterstützt er das Frauenhaus Oberhausen.
Hübsche Unterwäsche für die Freundin zu finden, ist ja an sich schon nicht einfach. Wenn die zarte Spitze dann auch noch aus Bio-Baumwolle geschneidert und fair gehandelt sein soll, wird die Aufgabe schier unlösbar. Das hat auch der Oberhausener Lars Kollros gemerkt – und deshalb kurzerhand seinen eigenen Vertrieb für fair gehandelte Bio-Unterwäsche gegründet.
„Sexy Unterwäsche soll nicht auf Kosten anderer oder der Umwelt entstehen“, sagt Kollros. Ist Bio denn wirklich sexy? „Aber ja“: Er habe natürlich auch einfache Boxershorts, Socken und Shirts im Sortiment, sagt er. Direkt daneben liegen aber auch bunte Bikinis, knappe Höschen und Spitzen-BHs in den Regalen.
Fairtrade-Logo baumelt am BH
Sein Lager hat er in einem Hinterzimmer seines Büros an der Grenzstraße eingerichtet. Für den Verkauf hat der Oberhausener einen Internet-Shop gegründet, seine Kundschaft kommt aus ganz Deutschland. Auch in die Niederlande, nach Luxemburg und Österreich hat er schon geliefert. Ein Ladenlokal ist trotzdem erst einmal nicht geplant. „Ich mach’ das eigentlich nur, weil es mir Spaß macht und weil ich Wert auf Bio-Qualität und fairen Handel lege“, sagt Kollros, der neben dem Unterwäsche-Vertrieb auch ein eigenes Plattenlabel hat, das er mit Freunden gemeinsam gegründet hat. „Auch so ein Herzensprojekt“, sagt er. Sein Geld verdient der Oberhausener als Software-Entwickler.
Um sicher zu gehen, dass bei der Produktion der bunten Buxen auch wirklich alles fair zugeht, achtet Kollros darauf, dass die Wäsche durch unabhängige Organisationen überprüft und zertifiziert werden. So baumelt an der orange-weiß gestreiften Unterhose das bekannte Fairtrade-Logo, der rosafarbene BH trägt das sogenannte GOTS-Zertifikat (Global Organic Textile Standard).
Reise zur Produktionsstätte
„Es gibt aber auch kleinere Labels, die ebenfalls fair handeln, sich die Zertifizierung aber finanziell nicht leisten können“, sagt Kollros. Das ist kein Grund, diese Labels nicht auch in sein Sortiment aufzunehmen. Aber: „Ich muss mich natürlich auf anderem Weg vergewissern, dass alles fair ist.“ Einen Hersteller wird er deshalb bald besuchen: Im türkischen Izmir wird sich der Oberhausener die Produktionsbedingungen vor Ort ansehen. Vom Baumwollfeld bis zur Abfertigung. „Wenn mir nicht gefällt, was ich sehe, fliegt das Label aus meinem Shop.“
Ein Vorurteil, das viele haben: Bio und fair heißt teuer. „Stimmt nicht“, sagt Kollros. Bei ihm gibt es BHs für 30 bis 35 Euro und Leggings – hergestellt aus Bio-Baumwolle und unter fairen Arbeitsbedingungen – für rund 20 Euro. „Gut: Die neuen Bikinis im Sortiment kosten 79 Euro“, sagt er fast entschuldigend. Viel günstiger sind Schwimmklamotten von der Stange aber auch nicht.
Lieferung nach Deutschland und ins benachbarte Ausland
Lars Kollros vertreibt die faire Bio-Unterwäsche im Internet auf der Seite www.sexyandfair.de. Der Oberhausener liefert nach ganz Deutschland und ins benachbarte Ausland.
„Unsere Zielgruppe ist Deutschland und das deutschsprachige Ausland“, sagt Lars Kollros. Das hieße natürlich nicht, dass er seine Unterwäsche nicht auch in andere Länder verschickt, wenn Bestellungen eingehen. „Aber unsere Internetseite wird es vorläufig nur in deutscher Sprache geben“, sagt er. Schließlich sei das Projekt eine Herzensangelegenheitund kein groß aufgezogenes Unternehmen, bei dem es rein um den Profit geht.
Benefizaktion für das Frauenhaus
Um das Oberhausener Frauenhaus zu unterstützen, hat Lars Kollros eine besondere Aktion gestartet: Er verkauft eine limitierte Reihe Shirts und Unterhosen, die von einer Duisburger Künstlerin gestaltet wurden. Der gesamte Erlös soll der Einrichtung zugute kommen.
Das Design der roten Kleidungsstücke stammt von Giogio. Die Tattoo-Künstlerin stammt aus Mailand, lebt und arbeitet aber seit mehreren Jahren in Duisburg. Die Stücke sind limitiert „Wenn weg, dann weg“, sagt Kolross.
Sexy Wäsche verkaufen zugunsten des Frauenhauses – das hört sich erst mal seltsam an. „Das finde ich gar nicht“, sagt Lars Kollros. Hinter seinem Konzept stehe eine Philosophie, die auch zur Arbeit eines Frauenhauses passt: fair, feministisch, antisexistisch.
Gegen Sexismus
Das spiegele sich auch in der Werbung wieder, die er für Sexy and Fair macht: „Wir brauchen keine makellosen Photoshop-Models mit retuschierter Kleidergröße 34“, sagt er. „Wir zeigen Frauen – und Männer übrigens auch – wie sie wirklich sind.“
Die limitierten Benefiz-Klamotten (für 19 Euro pro Stück) sind über den Internet-Shop www.sexyandfair.de zu bekommen. Aber auch über das Plattenlabel von Lars Kollros und seinen Punkrock-Mitstreitern: www.rilrec.de. Denn auch das steht hinter der Aktion und übernimmt einen Teil der Kosten.