Oberhausen. . Über fünf Jahre hat Kai Brandenburg für einen neuen Supermarkt in Oberhausen-Osterfeld gekämpft. Nun reißt er das frühere Autohaus Kramer ab.

Vorsichtig heben die drei Männer die Scheibe aus dem Schaufenster. Mit vereinten Kräften tragen sie das Glas hinüber zum Container, über dem sie es erst zerbrechen. Das Klirren hallt laut durch die leeren Verkaufsräume des Autohauses Kramer, durchaus einem Paukenschlag gleich, mit dem das Ende eines langen Streits für den früheren Inhaber Kai Brandenburg eingeläutet wird.

Streit mit weitreichenden Folgen

Über fünf Jahre haben Brandenburg und sein Vater Walter für diesen Moment gekämpft. Durch zwei Instanzen haben die Oberhausener Geschäftsleute gegen die Stadtverwaltung durchgesetzt, dass sie auf dem Betriebshof des Autohauses Kramer an der Fahnhorststraße einen Supermarkt errichten dürfen.

Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster im Jahr 2012 hatte weitreichende Folgen für Oberhausen: Aktuell muss die Stadtverwaltung das Einzelhandelskonzept überarbeiten, das sie als 2007 verabschiedete Blaupause zur Entwicklung der Innenstädte stets in dem langen Rechtsstreit herangezogen hatte.

Weiterer Neubau in direkter Nachbarschaft

Der neue Kaufpark spielt in ein zweites Bauvorhaben in Osterfeld-Heide hinein.

In wenigen Hundert Metern Entfernung soll ein neuer Netto-Markt mit rund 1020 Quadratmetern Nutzfläche entstehen. In diesem Fall sind die Rollen vertauscht: Die Stadt steht hinter der Privatinvestition, Bürger sammeln Stimmen dagegen.

Zum Jahreswechsel hat sich Kai Brandenburg samt Team mit dem Autohaus Becker zusammengeschlossen. Seit knapp einer Woche läuft nun der Abbruch seines früheren Betriebshofs. Im August startet der Neubau: Auf dem rund 7490 Quadratmeter großen Grundstück entsteht für eine nicht genau bezifferte Millionensumme eine Kaufpark-Filiale mit 799 genehmigten Quadratmetern Verkaufsfläche, 125 Parkplätzen und Backshop. Im März 2016 soll das Geschäft eröffnen. Die Rewe-Gruppe soll für ihre Tochterfirma Kaufpark einen 18-jährigen Mietvertrag unterzeichnet haben.

Für Walter Brandenburg steckt in diesem Neuanfang auch ein Abschied: Rund 30 Jahre hat er an der Fahnhorststraße gearbeitet. Seit 1978 war er Inhaber des Autohauses, investierte damals kräftig in den um 1965 errichteten Betriebshof, den später sein Sohn Kai übernahm. Schmerzlich sei es da, den Abriss der Betriebsstätte zu sehen. „Es war aber die richtige Entscheidung“, mit Kramer und Becker Anfang 2015 zwei Mercedes-Autohäuser zusammenzuschließen.

Nur das Wohnhaus bleibt stehen

Bereits abgerissen ist die TÜV-Halle, in den kommenden Tagen verschwinden nach und nach die Verkaufsräume und die Karosseriehalle. Am Standort der ebenfalls abzureißenden Werkstatt entsteht der neue Markt. Bestehen bleibt lediglich das Wohnhaus, hinter dem künftig Supermarkt-Kunden einkaufen können. Gegenüber hat die Rewe-Gruppe bereits einen Getränkemarkt eröffnet.

Genugtuung, dass das Projekt trotz des Widerstands im Rathaus voran geht, empfinde er nicht, sagt Walter Brandenburg. „Der ganze Streit ging einem auch an die Substanz. Wir sind einfach froh, dass es jetzt weiter geht.“