Oberhausen. Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen feiert sein „50-Jähriges“. Als Elterninitiative gegründet. 210 Familien als Mitglieder. 170 feste Mitarbeiter.

20 Familien mit 20 Kindern gründeten vor 50 Jahren den Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen Alsbachtal. Walter Antrag, heute stellvertretender Vorsitzender, ist seit 45 Jahren dabei. Er erinnert sich noch gut: „Damals gab es für behinderte Kinder rein gar nichts – die Eltern wurden völlig alleine gelassen.“

Und die trieb vor allem diese Sorgen um: Wie könnten ihre Kinder gefördert, wie Kontakte zu Gleichaltrigen aufgebaut werden? Lösungen ließen nach der Gründung des Elternvereins am 4. Februar 1965 nicht lange auf sich warten. Nur ein Jahr später hatten die Eltern bereits eine Tagesstätte mit Krankengymnastik aus dem Nichts gestampft. Ein weiteres Jahr darauf folgte die Eröffnung der Sonderschule Alsbachtal.

Lange Warteliste

1972 nahm der Sonderkindergarten seine Arbeit auf, der heute längst in eine integrative Kindertagesstätte umgewandelt ist. 74 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren werden dort aktuell betreut, die Hälfte davon mit Behinderung. Die Warteliste ist lang. „Mit einem solchen Erfolg hatten wir nicht gerechnet“, räumt Winfried-Hans Schmidt, Vorsitzender des Vereins Alsbachtal, ein. Im Gegenteil, es hatte zuvor heiße Diskussionen im Vorstand gegeben. „Wir waren uns damals gar nicht so sicher, ob Eltern von nicht behinderten Kindern überhaupt wollen, dass ihre und unsere Kinder gemeinsam betreut werden“, weiß Schmidt.

Doch der Erfolg gab dem Verein recht. Denn die Kita konnte vor allem mit der guten Förderung trumpfen. „Es sind immer auch Therapeuten vor Ort“, sagt Alexandra Niehls, pädagogische Leiterin Alsbachtal. Und immer mehr nicht behinderte Kinder benötigten inzwischen ebenfalls eine zusätzliche Unterstützung. „Sprachentwicklung, Koordination, Wahrnehmung – sind nur einige Stichworte“, führt Niehls aus. Praktisch, wenn die Experten das gleich mitbehandeln. „Das erspart den Eltern viel Rennerei am Nachmittag“, sagt Niehls.

Große Party zum Jubiläum

Die Kinder der Anfangsjahre wuchsen heran. Und damit tauchten für ihre Eltern neue Probleme auf. 45 Jahre lang hatten Walter Antrag und seine Frau sich zu Hause um ihren Sohn Björn gekümmert. Dann beschloss ihr körperlich und geistig behindertes Kind: „Ich bin erwachsen, ich ziehe aus.“ Björn war mit dem Alsbachtal groß geworden. Kindergarten, Schule. Gut, dass der Verein 2001 ein Wohnheim für behinderte Menschen eröffnet hatte. Das ist seit drei Jahren Björns neues Zuhause. Und dort lebt auch Gerald, der 32-jährige spastisch gelähmte Sohn von Winfried-Hans Schmidt: „Er ist gerne bei uns zu Besuch, aber abends will er wieder ,nach Hause’ ins Alsbachtal.“

Die Angebote des Vereins umfassen heute weit mehr als Kita, Schule, Wohnstätte. Zum Alsbachtal gehören Frühförderung, Pflegedienst, das Natur- und tierpädagogische Zentrum Mattlerhof. Neben der Wohnstätte bietet der Verein außerdem ein betreutes Wohnen und ein unterstütztes Wohnen für Menschen an, die möglichst allein zurechtkommen wollen.

Frühschoppen für alle Helfer

Darüber hinaus gibt es die offenen Hilfen, die Begegnungstätte, den Fahrdienst, Ferienfreizeiten und vieles mehr. 210 Familien gehören dem Verein an. 170 feste Fachkräfte sind dort beschäftigt. Finanziert wird die Arbeit zu 80 Prozent aus Landes- und kommunalen Mitteln, zu 20 Prozent von Kranken- und Pflegekassen. Eltern und Sponsoren tragen die Kosten für Freizeitangebote, Ausflüge und das Jubiläumswochenende. Von 11 bis 22 Uhr wird am kommenden Freitag an der Kolberger Str. 50 gefeiert. Ab 17 Uhr steht der Galaabend mit Kochevent von Hackbarth’s und der Alsbachtal-Kochgruppe auf dem Programm (Karten unter: 7788198). Am Samstag geht es von 13 bis 19 Uhr mit einem Familienfest weiter. Ab 19 Uhr darf bei der integrativen Disco geschwoft werden. Am Sonntag (11 bis 14 Uhr) klingt die große Sause mit einem Frühschoppen für alle Helfer, Mitglieder und Mitarbeiter aus.