Oberhausen. . Die Radstation am Hauptbahnhof repariert bis zu 150 Räder in einer Woche. Doch manche Radler verhalten sich merkwürdig.

Volker Neuwirth sieht das defekte Citybike und muss die schlechte Nachricht überbringen. Der Kunde hatte sich auf einen Schlauchwechsel eingestellt. Danach sollte es wieder auf Tour gehen. Doch Neuwirth schüttelt den Kopf.

„Da ist nicht nur der Schlauch kaputt. Da ist der ganze Hinterreifen hinüber. Stellen Sie das Fahrrad nach nebenan. Wir kümmern uns“, sagt der Mechaniker.

Ein Montag in der Radstation am Hauptbahnhof: Für viele Oberhausener endete die Tour am Wochenende mit gerissener Kette, plattem Reifen oder durchgebrannter Lampe. Dann beginnt die Arbeit für Volker Neuwirths Team. Der Projektleiter, seine Kollegen Mario Krause und Oliver Elders sowie fünf Ein-Euro-Jobber schrauben, flicken und ölen die Fahrräder - im Schnitt zwischen 100 und 150 pro Woche.

Seit 1997 gibt es die Radstation, die dem Zentrum für Ausbildung und berufliche Qualifikation (ZAQ) angehört. Neuwirth fing ein Jahr später.

Seitdem sind mehrere 1000 Rennräder, Mountainbikes und Fietsen durch seine Hände gegangen. Neuwirth sieht ständig neue Modelle. Die Probleme bleiben gleich. „Oft wissen die Kunden gar nicht, was sie gekauft haben und sind bei einem Defekt ratlos“, sagt Neuwirth. Er muss ihnen erklären, warum es nicht vorwärts geht.

Großer Fernseher statt Fahrrad

Neuwirth bemängelt auch, dass viele Oberhausener am falschen Ende sparen. „Wer kein Geld hat, gönnt sich trotzdem ein supermodernes Handy und einen riesengroßen Fernseher. Wenn der Bildschirm etwas kleiner wäre, könnte man sich auch ein vernünftiges Fahrrad leisten.“

Auch wenn er häufig über unwissende Besitzer und ihre Discounträder meckert, mag der 54-Jährige seinen Arbeitsplatz zwischen Schraubenlager und Ölkannen. Ihm gefällt, dass die Radstation einen sozialen Auftrag hat: Dort brummen Straftäter ihre Sozialstunden ab, Langzeitarbeitslose bekommen eine Beschäftigung.

So kam auch Mario Krause 1999 über eine ABM-Maßnahme zur Radstation. Einige Jahre später folgte die Festanstellung. „Das ist ein guter Job“, sagt der gelernte Schlosser.

Es gibt aber auch Tage, an denen er in einer Tour den Kopf schütteln muss. Krause erzählt die Anekdote vom jungen Mann, der seinem Vater ein Mountainbike kaufen wollte. „Wir haben ihn dann auch beraten“, sagt Krause. Kurze Zeit später kam der Vater in die Werkstatt. Und Krause erkannte, dass ein Mountainbike nicht geeignet war. Schließlich bewegte sich der Vater auf Krücken fort.