Oberhausen. . Bürger sollen der Stadt erklären, wo sie einkaufen gehen und gehen wollen, welche Geschäfte des täglichen Bedarfs in ihrem direkten Umfeld fehlen.

Das Aus des Holtener Supermarkts kam schrittweise. In den Regalen wurde es leerer, die Kühltheke abschafft, Ende 2014 dann schloss das Geschäft am Holtener Marktplatz nur fünf Jahre nach einem Inhaberwechsel seine Türen. Wenige 100 Meter entfernt, auf einem Bauland neben Aldi, wollen Investoren nun einen neuen, großen Supermarkt bauen. Doch wollen die Holtener dort einkaufen gehen?

Moderator bei Bürgerrunde

Es geht um Fälle wie diesen, wenn die Stadt ab der kommenden Woche Bürger aus den drei Oberhausener Stadtbezirken zu Gesprächen über den Einzelhandel in ihren Vierteln einladen will. Sterkrader, Alt-Oberhausener und Osterfelder sollen der Stadt erklären, wo sie einkaufen gehen und gehen wollen, welche Geschäfte des täglichen Bedarfs in ihrem direkten Umfeld fehlen und wo neue Sinn machen. Drei moderierte Abendveranstaltungen sind geplant.

Die gesammelten Bürgermeinungen sollen in ein neues Einzelhandelskonzept fließen, eine von Fachleuten erarbeitete Blaupause für die Versorgungszentren in der Stadt. „Wir wollen mit den Bürgern ins Gespräch kommen, denn sie sind es, die in den Läden einkaufen gehen“, sagt Stadtplanerin Andrea Baudek.

Eröffnet in einem Ortsteil etwa ein neues Lebensmittelgeschäft, greift das Kunden aus dem bestehenden Zentrum ab. Als Stadt kann Oberhausen mit Bebauungsplänen verhindern, dass gewachsene Zentren so geschwächt werden. Möglich macht der Gesetzgeber das, wenn diesen Bebauungsplänen ein Konzept zugrunde liegt, in dem schützenswerte Haupt- und Nahversorgungszentren festgelegt sind. In gewissen Umkreisen sollen keine neuen Geschäfte eröffnen.

Konzept soll Anfang 2016 stehen

„Mit dem Einzelhandelskonzept soll ein gewachsenes Zentrum erhalten und eine flächendeckende Nahversorgung in der Stadt ermöglicht werden“, sagt Planungsdezernentin Sabine Lauxen. Das neue Konzept soll Anfang 2016 fertig sein, parallel zu den Bürgern werden auch die Politiker beteiligt.

2008 hat der Rat der Stadt das aktuelle Einzelhandelskonzept verabschiedet. Überholt werden muss es, weil es auf zehn Jahre alten Daten fußt. „Die Einkaufsgewohnheiten haben sich verändert“, sagt Baudek. Zwar geben die Menschen immer mehr Geld für Konsumgüter aus, doch der Anteil, der beim stationären Einzelhandel bleibt, sinkt seit Jahren.

Auch hat ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster aus dem Jahr 2012 das Konzept quasi gerügt, weil es Osterfeld-Heide nicht als schützenswertes Nahversorgungszentrum anerkannte. Der damalige Osterfelder Autohausbesitzer Kai Brandenburg hatte sich so das Recht erstritten, einen neuen Supermarkt in Heide zu bauen.

Nach dem aktuellen Einzelhandelskonzept sind drei Hauptzentren ausgewiesen, die mit einem breiten Angebot von überregionaler Bedeutung sind: Sterkrade, die Neue Mitte und Alt-Oberhausen.

Städtisch bedeutsame Nebenzentren sind Osterfeld, das Bero-Zentrum und Schmachtendorf. In Haupt- und Nebenzentren soll laut Konzept die Ansiedlung neuer Geschäfte gefördert werden.

Als Nahversorgungszentren, die fast nur Menschen aus dem direkten Wohnumfeld nutzen, sind viele Stadtteile ausgemacht, darunter Holten, Königshardt, Styrum, Alstaden. Diese Nahversorgungszentren kann die Stadt schützen, indem sie Neubauten im näheren Umfeld ausschließt.

Um Anmeldung wird gebeten unter Telefon 825-3310 oder per Mail unter gerhard.effgen@oberhausen.de.