Die Hände konnte sich Dietrich Gulba nur am Wochenende richtig schmutzig machen. Über drei Jahre restaurierte er ein Mercedes-Cabriolet aus dem Jahr 1952 – Oldtimern wie diesem gilt seine Leidenschaft. Doch als Chefarzt am Osterfelder St.-Marien-Hospital gelten eben besondere Bedingungen: „Ölige Arbeiten konnte ich beim Restaurieren nur samstags erledigen“, denn montags müssen seine Hände wieder picobello sauber sein.

Am Sonntag, 31. Mai lädt die Interessengemeinschaft Oberhausen Osterfelder Oldtimerfreunde wieder Fans alter und seltener Autos zu Show und Ausfahrt ins Stadtteilzentrum ein. Halter von rund 50 Fahrzeugen, die in den 40er bis 80er Jahren gebaut wurden, haben sich angemeldet, rund um die Gildenstraße und den Marktplatz stehen Aussteller, die Geschäfte haben geöffnet, Stretch-Limousinen-Rundfahrten und Kinderaktionen sind geplant. Gulba und sein Sohn nehmen mit dem Mercedes-Cabriolet, Typ 220 B, an der Show teil.

Der Onkel fuhr den gleichen Wagen

Oldtimer sind für den über 60-jährigen Chefarzt und Professor an der Berliner Charité wie Kindheitserinnerungen. Als Junge, aufgewachsen in Oberbayern zu Zeiten des beginnenden Wirtschaftswunders, sei er mit Freunden durch die Straßen gezogen, um Autotypen aufzuschreiben. Wie Sammelkarten wurden die Notizen untereinander getauscht. Ein besonderes Auto sei sein Onkel gefahren, dieser Mann mit schlohweißem Haar, den Gulba als Kind so verehrte. „Er war Arzt, wie ich heute“, und er fuhr ein Mercedes-Cabriolet vom Typ 220 B – wie es Gulba restauriert hat.

Im Februar 1952 ist der Wagen vom Band gelaufen, wurde erst in Deutschland, dann in den USA und Niederlanden gefahren, eh ihn Gulba entdeckte. Es ist der erste Oldtimer, den er mit Hilfe eines Freundes selbst restauriert hat. „Ich bin mit jeder Schraube per Du“, sagt er. Die viele Zeit, die er investiert hat, verbinde ihn mit dem Cabriolet. „Das ist wie ein Kind aus Blech.“

Das Interesse für schöne Autos hat Gulba zwar immer begleitet, doch wirklich Zeit gefunden für Oldtimer hat er erst vor rund 15 Jahren. Damals verabschiedete er sich aus der aktiven Wissenschaft. Als Leitender Oberarzt am Campus Berlin-Buch der Charité, Klinikum der Humboldt-Universität zu Berlin, und Leiter einer Forschungsgruppe arbeitete er unter anderem zum Blutgerinnungssystem. 2000 wechselte Gulba als Chefarzt nach Düren, 2012 kam er an die Klinik für Innere Medizin und Pneumologie im St.-Marien-Hospital, das heute zum Katholischen Klinikum gehört. „Oldtimer wurden für mich ein Ausgleich zur Arbeit.“