Oberhausen. . Sein erstes Rad hat er gewonnen, heute radelt er täglich und das für den Job: Dieter Baum kümmert sich seit drei Jahrzehnten um Radwege in der Stadt.

Die Fahrt auf Oberhausener Radwegen kommt einer Zeitreise gleich. Auf dem Bürgersteig finden sich Wege aus sechs Jahrzehnten. In den 50er Jahren hat man Fahrspuren durch weiße Borden abgegrenzt, wie man das noch an der Vestischen Straße sieht. Graue Pflastersteine kamen in den 70er Jahren, heute sind es rote, auf denen man an der Duisburger Straße fährt. Über 160 Kilometer Radverkehrswege gibt es hier – und darunter findet sich wohl kein Meter, den Dieter Baum nicht kennt.

Seit fast 30 Jahren arbeitet Baum im Oberhausener Rathaus für das Radwegenetz in dieser Stadt. Er kümmert sich um den Erhalt alter Strecken, denkt beim Bau neuer Straßen an die richtigen Wege für Radler und arbeitet dabei eng mit dem Fahrradverkehrsclub ADFC zusammen. Seine Expertise als Mitarbeiter der Stadtentwicklung bringt im vielerorts Lob ein: Der Titel „Radfahrbeauftragter“ bedarf kaum einer Erläuterung.

Zum Rad gekommen ist Dieter Baum mit etwas Glück: Bei einer Preisauslosung am Weltspartag gewann er als Zehnjähriger sein erstes Fahrrad, mit dem er sich seine Heimatstadt schnell zu eigen machte. Verlassen habe er sie eigentlich nie: „Ich habe das immer als Vorteil in meiner Arbeit empfunden, dass ich Oberhausen so gut kenne“, sagt Baum.

Raumplanung studiert

Nach dem Studium der Raumplanung und vier Jahren bei einem Tochterunternehmen des Regionalverbands Ruhr (RVR) ging er zur Stadtentwicklung ins Rathaus. Sein Chef hieß Dieter Blase, der 1989 das Radfahren zur Internationale Bauausstellung IBA brachte: Der Emscherpark-Radweg war der Startschuss für regionale Streckennetze.

„Das war die Renaissance des Radfahrens in den Großstädten“, erinnert sich Baum. In Oberhausen fehlte dazu aber die Infrastruktur. Nicht einmal jede Hauptstraße hatte einen Radweg. „Mitte der 80er Jahre sind Radwege mit Farbe abgegrenzt worden.“

Baum arbeitete sich Jahr um Jahr von Straße zu Straße. Zupass kam Mitte der 90er Jahre der Bau der Neuen Mitte. Mit Fördergeldern des Landes ließ die Stadt ihre Zentren herrichten, überall entstanden so neue Radfahrstrecken. Dazu kam der Bau der ÖPNV-Trasse zur Neuen Mitte – mit Radstrecken. Alte Zechenbahnen, die sich zwar nicht als Straßen oder Bustrassen eigneten, wurden zu Radwegen umgebaut. Durch städtisches Engagement, überregionale Kooperationen in Arbeitsgemeinschaften und die Zusammenarbeit etwa mit dem RVR entstand über Jahrzehnte ein Verkehrsnetz, das vom ADFC wiederholt gelobt wird.

Baum ruht sich keineswegs aus. Noch immer gebe es Lücken im Radwegenetz, etwa an der oberen Steinbrinkstraße. Alte Wege gelte es zu ertüchtigen. „Stadtgebilde funktionieren nur, indem Mobilität möglich ist.“ Menschen müssen von A nach B kommen – aber warum mit dem Rad? „Gut für Gesundheit, Kondition und Umwelt.“