Oberhausen. . Das Klimabündnis ruft bundesweit zur Aktion Stadtradeln auf. Die Rathausspitze macht’s vor: Über zwölf Kilometer geht’s durch den Süden von Oberhausen.

An diesem Mittag gibt der Oberbürgermeister die Führung ab. In gemütlichem Tempo radelt Klaus Wehling einer Gruppe von behelmten Radlern hinterher. Den Weg die Styrumer Allee hinunter gibt der Mann ganz vorn in der Truppe vor: Dieter Baum, Radfahrbeauftragter der Stadt, führt den OB und seinen kompletten Verwaltungsvorstand durch Alt-Oberhausen, wo sie ein Zeichen für Radverkehr und Klimaschutz setzen wollen.

Tausche Auto gegen Rad

Stadtradeln nennt sich die bundesweite Aktion, bei die obersten Chefs im Rathaus mit gutem Beispiel voran fahren wollen. Drei Wochen lang sind Kommunen, Parlamente und Bürger aufgerufen, das benzinschluckende Auto gegen das klimafreundliche Rad einzutauschen. Das überregionale Klima-Bündnis, zu dem auch Oberhausen gehört, will fürs Radeln werben und Verbesserungen bei der Infrastruktur anstoßen.

Zwölf Kilometer umfasst der Weg, den sich Dieter Baum ausgedacht hat. „Wir fahren auf den vielen verschiedenen Radwegen, die es in Oberhausen gibt“, sagt Baum. Radeln an Haupt- und Seitenstraße, an der Ruhr und durch Wohnsiedlungen, vorbei an vielen Bauprojekten. Kein Halt an einer Eisdiele ?, wird scherzend moniert.

Anmelden noch immer möglich

Fürs Stadtradeln kann man sich noch immer im Internet registrieren. Bis zum 31. Mai können registrierte Radler ihre im Team oder allein zurückgelegten Kilometer eintragen und erfassen lassen. Möglich ist das auch über eine App. Kosten fallen nicht an.

Bisher haben sich mehr als 250 Radler in 45 Teams angemeldet. Preise für Einzelpersonen, Teams, Städte, Parlament:
stadtradeln.de/oberhausen2015

Am Bahnhof radeln sie los, Klaus Wehling mit Metallklemme ums Hosenbein, Personaldezernent Jürgen Schmidt mit Lenkertasche und Sonnenbrille und die Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki mit Rückspiegel und Fahrradkorb. Nicht oft tritt der eng terminierte Verwaltungsvorstand geschlossen öffentlich auf, selten in so lockerer Atmosphäre: Da wird mit jedem Kilometer weiter weg vom Rathaus mehr geplaudert, diskutiert und auch geflachst.

So stehen die Radler gleich am ersten Stopp im Weg: An der Gutenbergstraße spricht Planungsdezernentin Sabine Lauxen über den anstehenden Abriss der Markthalle, als ein Fahrschulauto vorbei will. Die Radler räumen schnell die Straße, bevor Ordnungsdezernent Frank Motschull mit Knöllchen drohen kann.

Über den Südmarkt geht es vorbei am Bauspielplatz der Ruhrwerkstatt zum Rechenacker. Wo einst die Spieler von RWO kickten, schlängelt sich nun eine Baustraße durch weites Feld: Auf rund 33 000 Quadratmetern entsteht eine der größten Neubausiedlungen jüngerer Zeit. 35 von 84 Grundstücke seien bereits verkauft, berichtet Jürgen Schmidt: „Wir haben 370 Bewerber.“ Erwartete Einnahmen steigen von 6,4 auf knapp neun Millionen Euro.

Grüner Pfad durch Alstaden

Vorbei am geplanten S-Bahn-Punkt Rehmer geht es zu jenem Gelände, auf dem lange ein Wohnheim für Asylbewerber stand. Auf der Brache ist es mucksmäuschen­still. „Solche Plätze in Oberhausen überraschend einen immer“, meint Costecki. „Gerade noch an einer Hauptstraße, jetzt im Grünen.“

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Richtig Grün wird es auf dem gleichnamigen Pfad durch Alstaden, der die Gruppe zum Ruhrdeich und zum Austausch über geplante Mülheimer Windrädern bringt. Vorbei an Feldern und über ruhige Seitenstraßen geht es zurück in die Stadt.

Sozialdezernentin Elke Münich gehört zu den Vielfahrern in der Runde. Jeden Morgen fahre sie mit dem Rad zur Arbeit. „Erst dachte ich, dass ich über Hauptstraßen fahren müsste, bis ich die Parallelstrecken fürs Rad entdeckt habe.“

An einer solchen Hauptstraße kommt die Gruppe dann aber doch nicht vorbei: Auf der Fahrbahn der Duisburger Straße ist die Radspur eingezeichnet. Die Gespräche verstummen bis Lirich: An der Wilmsstraße macht die Gruppe unverhofft Halt – vor einer Eisdiele. Dort nimmt Oberbürgermeister den Führungsstab mit sichtlicher Freude in die Hand: Jeder Radler erhält ein Eis.