Im Neuen Emschertal setzen Skulpturen Landschaftsakzente, kommunizieren mit der Natur und lenken Blicke. Fundstücke werden archäologische Zeugen der Zechen-Vergangenheit.

kunstaktion brache vondern oberhausen blaues band vom haus ripshorst über die emscherbrücke bis zur burg vondern
kunstaktion brache vondern oberhausen blaues band vom haus ripshorst über die emscherbrücke bis zur burg vondern © WAZ

Der Brachenthron ist aufgestellt, das Blaue Band beginnt von Haus Ripshorst ausgehend, seine leitende Funktion zu übernehmen. Künstler und Bürger schwärmen aus, um auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Vondern nach Fundstücken zu suchen, die geeignet sind, zu Skulpturen geformt, als archäologische Zeugen der Vergangenheit zu dienen: Das Projekt „Landschaftsbauhütte Neues Emschertal” nimmt Gestalt an. Noch ist er hässlich, unbeleuchtet und wenig einladend, der Tunnel, der von der Arminstraße aus unter der A 42 hindurch aufs Projektgelände führt. Mit einer Lichtinstallation versehen und frisch gestrichen, so Dr. Simone Timmerhaus, die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Neues Emschertal, einer Kooperation zwischen Emschergenossenschaft und Regionalverband Ruhr, soll er sich zu einem attraktiven Eingangsportal mausern. Wer es durchschreitet, wird auch jetzt schon mit landschaftlicher Schönheit belohnt: Wo einst Zeche und Kokerei (die Stilllegung erfolgte bereits Anfang der 1930er Jahre) die Landschaft zerstörten, hat sich die Natur längst ihr Terrain zurückerobert. Hundehalter und auch Radler wissen den natürlichen Charme des Geländes zu schätzen. Wer weiter geht, wird belohnt: An der Kanalbrücke angelangt, die Radler oder Fußgänger im Halbkreis über den Rhein-Herne-Kanal führt, soll am Dücker des Läppkes Mühlenbachs auf der Emscherinsel die Säule des Künstlers Hermann EsRichter in den Himmel ragen und mit der Landschaft kommunizieren. EsRichter hat zusammen mit den Kollegen Will Brands, der den Thron konzipierte, Hartwig Kompa, dessen Stufenturm einen weiteren Akzent auf dem Gelände setzen wird, Guido Berndsen, der mit seinem Objekt „Durchblicksmauern” Spaziergängern neue Einsichten vermitteln wird, das Gestaltungskonzept entwickelt. Ganz wichtig: Bürger werden einbezogen. So wurden Schüler und Anwohner am Thronbau beteiligt, Bürger dazu eingeladen, mit den Künstlern Fundstücke auszuwählen, die sich für Objekte auf Präsentationsplattformen eignen, Kinder angeregt, Mosaiken zu gestalten, die das Neue Emschertal bereichern werden. In Maßnahmen der Ruhrwerkstatt Beschäftigte legen das Blaue Band, eine Markierung aus blauen Steinen, die den Rundweg, der Haus Ripshorst mit Burg Vondern verbindet, markieren. Zusätzlich ist geplant, dass fünf Semaphoren mit Solarbeleuchtung in der Dämmerung durch blaues Licht dem Spaziergänger den Weg weisen. „Wir möchten dem Bürger einen ganz neuen Blick auf die Landschaft geben”, sagt Simone Timmerhaus. Dabei gelte es, höchst sensibel vorzugehen, handele es sich doch um einen „hoch sensiblen Naturbereich”. Man plane keinesfalls eine radikale Umformung des Geländes, dessen Charakter so einmalig sei. Vielmehr gehe es darum, dass diese besondere grüne Lunge der Stadt mehr und besser wahrgenommen werde und als Ausflugsziel den Stellenwert erhalte, den es verdiene. In der ehemaligen Scheune des Bauernhofs Ripshorst wird ein Informations- und Ausstellungszentrum eingerichtet, das über den Emscher-Landschaftspark und die Projekte informiert. Diesem Besucherzentrum soll eine Fahrradstation angegliedert werden, so dass Haus Ripshorst als Ausgangspunkt für Ausflüge in den Emscher Landschaftspark genutzt werden kann.