Oberhausen. Stadtkünstler Kuro zeigt 90 Plakate aus 50 Jahren. Ausstellung erzählt von Protest, Kampf, Widerstand und der Friedensbewegung
Seit über 40 Jahren gibt Kuro, Walter Kurowski, Volkshochschul-Zeichenkurse, da ist es an der Zeit für ein Dankeschön. Was sollte einen kreativen Menschen mehr erfreuen als eine Bühne, die er bespielen darf? Kuro hat jedenfalls freudig Ja gesagt, als die VHS ihm anbot, im Foyer des Bert-Brecht-Hauses eine Ausstellung zu zeigen: „50 Jahre politische Plakate“.
Anders als gewohnt, hat der Stadtkünstler die von ihm für die Präsentation ausgewählten Arbeiten nicht an Stellwänden angebracht. Sie hängen an Leinen und flattern im Raum. „Plakate sind etwas Spontanes“, begründet Kuro das. Zusatzgewinn der Idee ist, dass auf diese Weise viel mehr Plakate gezeigt werden können, jeweils ein anderes auf der Vorder- und Rückseite eines im Raum schwebenden Exemplars. 90 Plakate sind es insgesamt, 150, schätzt Kuro, umfasst seine im Laufe der Jahrzehnte entstandene Sammlung.
Für soziale Gerechtigkeit
„Über Jahrzehnte hat er die gesellschaftliche Entwicklung in diesem Land und in Oberhausen mit politischen Plakaten, Zeichnungen und Bildern begleitet und kommentiert. Dabei war er nie unbeteiligter Zuschauer, sondern ein engagierter Kämpfer für soziale Gerechtigkeit und Frieden“, macht die VHS Werbung für Kuros Ausstellung. „In ihrer Gesamtheit sind die Plakate ein wichtiges Kapitel der Oberhausener Stadtgeschichte.“
Zu jedem kann Kuro eine Geschichte erzählen, obwohl er nicht mehr immer genau weiß, in welchem Jahr das Ereignis stattfand, um das es geht. „Bei manchen Plakaten habe ich später die Schrift entfernt, um sie noch anderweitig verwenden zu können.“
Allein schon die Vielzahl der Auftraggeber beeindruckt: Vereine, Parteien, Bürgerinitiativen, Studentenverbände gehören ebenso dazu wie die IG Metall, die Friedensbewegung, die Naturfreundejugend, das Friedensdorf, die Kurzfilmtage, Rockgruppen, Musiker, Theater, der Künstlerförderverein. „Als Siebdruck auf dem Küchentisch“ entstand in den 60er Jahren das Plakat mit dem Konterfei von Luise Albertz mit der Aufschrift „Junge Erwachsene wählen SPD“. „Das ist mein Frömmstes. Später bin ich bissiger geworden.“
Kein Fressen für die Bank
Zum Beispiel auf dem Plakat mit dem Schriftzug „Grüne gegen Tripple Five“, das eine Hai-Krake zeigt. „Die frisst alles“, sagt Kuro. „Sie zieht dem Konsumenten alles aus der Tasche.“ Außer Luise Albertz hat er alle Plakate im Offset-Druck angefertigt und alle Druckvorlagen selbst montiert, sie reproduzieren zu lassen, wäre zu teuer gewesen.
Etwas Geld für den Ostermarsch 1986 brachte das Plakat ein, das klassisch eine Demo unterm Regenbogen zeigt, mit Oberhausen-Motiven im Hintergrund, Friedenstaube und dem handgeschriebenen Gedicht zum Thema Glück von Heinrich Heine. „Damals haben wir Grafiken verkauft, um den Marsch zu finanzieren.“
Für den Frieden, für Gleichheit, Freiheit, Bildung, Kultur und Gerechtigkeit, für eine bessere Welt eben – die Art der Kommentierung hat ihm schon mal Feinde beschert. Die Deutsche Bank verklagte ihn, weil auf dem Plakat für den Erhalt der Rheinpreußensiedlung ihr Name auftaucht. „Da habe ich das Deutsche einfach überklebt“, erinnert sich Kuro. Der Rat der Stadt, der auf dem selben Plakat unten auf dem Sofa noch schläft, habe später eingelenkt und die Siedlung gekauft. So wurde die Siedlung eben doch „kein Fressen für die (Deutsche) Bank“ – und Kuros Plakatkunst hat ein bisschen dazu beigetragen.