Oberhausen. . Viel Verantwortung, hohe Belastung, aber nur eine geringe Bezahlung: die Mitarbeiter von Jugendhilfe und Co. wollen wertgeschätzt werden.

Sie betreuen Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen, haben mit traumatisierten Menschen aus Kriegsgebieten Kontakt und sind Ansprechpartner für Mitbürger mit Drogenproblemen: die Aufgabenpalette der Sozialarbeiter, die in den unterschiedlichsten Fachbereichen der Stadtverwaltung eingesetzt sind, ist riesig. Riesig ist jedoch auch ihre Wut – genau wie die Erzieherinnen und Erzieher der städtischen Kitas haben sie derzeit ihre Arbeit niedergelegt. Sie fordern eine Aufwertung ihres Berufes, nicht nur in finanzieller Hinsicht sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung.

Zehn Prozent höhere Entgelte

Das Einstiegsgehalt eines Sozialarbeiters in der Jugendhilfe liegt in der Regel bei 2656,58 Euro (Entgeltstufe S11). Nach weiteren Dienstjahren kann es auf 3962,02 Euro ansteigen. Die Gewerkschaft Verdi fordert generell die Eingruppierung in höhere Entgeltstufen – die Entgelte sollen um zehn Prozent steigen.

„Was wir in einer Woche erleben, das sieht man nicht“, berichtet Anke Oettgen von der Jugendhilfe. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus einem verwahrlosten sozialen Umfeld sei aufreibend. „Der Betreuungsschlüssel liegt bei 1 zu 35“, erläutert Ludger Telgmann, der Leiter des Regionalteams Sterkrade der Jugendhilfe. Ein Sozialarbeiter ist so für 35 Fälle zuständig. „Wenn etwas mit dem Kind oder Jugendlichen passiert, dann ist der zuständige Sozialarbeiter dafür verantwortlich“, verdeutlicht er, welche Verantwortung auf seinen Kollegen und ihm lastet. „Wir müssen entscheiden, ob im Zweifelsfall ein Kind aus der Familie geholt werden muss.“

Körperlichen Angriffe auf Sozialarbeiter

Und dabei setzen sich die Sozialarbeiter immer wieder Anfeindungen, sogar körperlichen Angriffen aus. „Ich habe Kollegen, die wurden gekratzt, gebissen und getreten“, erklärt Susanne Knörle, Leiterin des Regionalteams Mitte/Styrum. Dies sei nicht die Regel. „Viele Familien kommen inzwischen von sich aus auf uns zu, suchen Hilfe.“ Doch immer wieder gebe es Fälle, die nicht so glimpflich ausgehen.

„Die tägliche Arbeit hat sich sehr gewandelt, seitdem ich angefangen habe“, so Martina Lenhart, Leiterin der Drogenberatungsstelle. „Die Bandbreite ist enorm. Jugendliche, fast noch Kinder, die Cannabis konsumieren auf der einen Seite, auf der anderen Seite Drogenabhängige, die wir schon fast im Altenheim aufsuchen müssen.“

Probleme beim Nachwuchs

Was den Sozialarbeitern aus den verschiedenen Bereichen fehlt, ist die Wertschätzung. „Wir werden für die Arbeit, die wir leisten, die Verantwortung, die wir tragen, nicht ausreichend bezahlt“, so Knörle. Ein Studium und ständige Weiterbildung würden verlangt, doch die Bezahlung (siehe Infokasten) sei mangelhaft.

Das macht sich ebenfalls bei der Nachwuchsgewinnung bemerkbar. Zwar könne man junge Kräfte für die Arbeit in der Verwaltung gewinnen, „doch was komplett fehlt, ist der Mittelbau“, heißt es unisono aus der Runde der Sozialarbeiter. „Wir bekommen Studenten, die frisch von der Uni kommen“, so Telgmann. „Doch viele suchen nach drei, vier oder fünf Jahren eine neue Herausforderung.“ Dies dann meist in der Wirtschaft bei freien Trägern. „Dort werden Sozialarbeiter besser bezahlt.“ Pikant daran: die Leistungen der freien Träger werden dann wiederum von der Stadt eingekauft.