Oberhausen. Zwei Schicksale zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges. Erster Teil: Der Kommunist Bruno Blank überlebte das Konzentrationslager.
Als am 8. Mai 1945 die Waffen schwiegen und das Nazi-Reich in Schutt und Asche lag, waren mehr als 60 Millionen Menschen tot. Gefallen an der Front, ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt auf der Flucht. Zu denen, die überlebt hatten, gehören Bruno Blank und Hans Müller. Anlässlich des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegesam 8. Mai erinnern wir in zwei Artikeln an das Schicksaldieser beiden, erst spät geehrten Oberhausener.
„Was hat der Faschismus nur angerichtet in den Köpfen der Menschen – bis heute?“ Mit dieser Frage endet die Chronik von Bruno Blank in dem Buch „Wir Hoch- und Landesverräter“ aus dem Jahr 1983. Bruno Blank wurde am 17. Juli 1906 in Osterfeld als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Nach dem Machtantritt der Nazis war er Kassierer für die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) in der Zechensiedlung Jacobi. „Nur drei Jahre später wurde er vom Oberlandesgericht Hamm in Essen mit zwölf anderen Antifaschisten verurteilt und erst ins Moorlager Brual-Rhede im Emsland und dann ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt“, erzählt Klaus Oberschewen, Vorsitzender des Historischen Vereins Oberhausen-Ost, der Blanks Lebensgeschichte recherchierte.
Nach der Entlassung folgten Arbeitslosigkeit und Verfolgung
Nach der Entlassung folgten Arbeitslosigkeit und weitere Verfolgung. Im Juli 1942 wurde Blank zur Wehrmacht (Strafbatallion 999) eingezogen. 1946 kehrte er nach Oberhausen zurück und staunte nicht schlecht. Alte Nazis wurden wieder in Regierung und Verwaltungen geschleust, linke Gewerkschafter und Kommunisten dagegen inhaftiert.
So hatte die Adenauer-Regierung bereits im September 1950 eine Verordnung erlassen, „...wonach Mitglieder der KPD und alle anderen kommunistischen oder als kommunistisch angesehenen Organisationen, darunter auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“, aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen waren. Auch Bruno Blank eckte erneut an. Am 30. Januar 1953, dem 20. Jahrestag der Machtübertragung an die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei), hatte er vor der Zeche Sterkrade Flugblätter für Frieden und Unabhängigkeit verteilt. „Doch die Polizei nahm ihm sein komplettes Material ab“, fand Oberschewen heraus.
Ehrennadel der Stadt für Bruno Blank
Die Wiederaufrüstung und die Westintegration der Bundesrepublik waren erklärte Ziele der Adenauer-Regierung (CDU). Nicht nur die Kommunisten stemmten sich dagegen. Auch der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann trat aus Protest aus der CDU aus. Und Heinemanns Rechtsanwaltskollege Diether Posser verteidigte schließlich viele KPD-Mitglieder (Posser war später für die SPD als NRW-Finanzminister tätig).
Erst spät sollte Bruno Blank in seiner Heimatstadt für sein Leben im Widerstand geehrt werden. Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond zeichnete den ehemaligen Schlosser der Gutehoffnungshütte 1989 mit der Ehrennadel der Stadt aus: „Für vorbildliches Eintreten für die Demokratie und Freiheit“. Am 2. März dieses Jahres wurde für Bruno Blank ein Stolperstein in der Elpenbachstraße 16 verlegt. Oberschewen erinnert sich: „Ich sehe Bruno noch vor mir, mit 80 Jahren ein temperamentvoller, immer für soziale Gerechtigkeit eintretender Mensch, ein Mann mit Ecken und Kanten, immer klar und entschieden, sehr unangenehm für seine politischen Gegner, für mich aber einer der besten Freunde in meinem Leben.“
Bruno Blank ist am 18. Juli 1990 in Oberhausen verstorben.