Oberhausen. Projekt im Kindergarten St. Clemens soll Mädchen und Jungen stark machen. Viele praktische Beispiele zeigen das richtige Verhalten.

Conner sitzt auf einer Bank mit einem Riegel Schokolade in der Hand. Eine Frau möchte sich neben Conner setzen. Sie fragt, ob sie das darf. Conner möchte es eigentlich nicht, bringt aber nur ein kleines Nein heraus. Schwupp, sitzt die Frau neben ihm.

Das alles passiert im Kindergarten St. Clemens, in den Conner noch geht. Die Frau ist auch gar keine Frau, sondern ein Kindergartenkollege. Der gehört wie Conner zu einer Gruppe von fünf Kindern, die Entspannungspädagogin Sabine Nowak stark machen möchte, stark in den richtigen Situationen ein großes Nein zu sagen oder entsprechend zu reagieren.

Conner lässt sich während der Übung noch von einem Jungen seine Schokolade wegnehmen, ehe ein Mann kommt, der ihn küssen will. Da endlich bricht ein großes „Neiiin“ aus ihm heraus: „Neiiin, ich will das nicht, und ich will alleine auf meiner Bank sitzen und meine Schokolade zurück“.

Nicht alle kennen den Notruf

Sabine Nowak fragt die Kinder etwas anderes: „Ein Fremder will euch vom Kindergarten abholen, was macht ihr?“ – „Wir sagen ,Neiiin’ oder ,Halt! Stopp!’ und machen uns groß.“ Die Kinder, für die das heute bereits die zweite Einheit des dreiteiligen Kurses ist, haben schon einiges gelernt.

Dann eine Wende, weil die Kleinen schließlich nicht zu chronischen Neinsagern werden sollen. Sabine Nowak fragt: „Was sagt ihr, wenn der Papa ein Werkzeug von euch möchte?“ „Dann sagen wir ja.“ Gut so.

Kurzer Schwenk zu etwas, das zu wissen wichtig ist. „Wisst ihr die Nummer der Polizei?“, will Sabine Nowak wissen. Nicht alle Kinder kennen den Notruf, aber einige rufen stolz „110“. „Wenn ihr nicht weiter wisst, ruft laut um Hilfe“, fordert die Pädagogin. Dann sollen alle mal ganz laut nein und Hilfe schreien. Das tun sie nur zu gern in ohrenbetäubender Lautstärke.

Auf alle Eventualitäten vorbereitet

Es gibt viele heikle Situationen, auf die Kinder vorbereitet werden können. Was ist, wenn ein Fremder einem Kind sagt, die Mama wartet an der Eisdiele auf uns, sie hat schon Spaghetti-Eis bestellt. Die fünf Kinder wissen, was zu tun ist. „Wir gehen nicht mit, wir warten auf die Mama.“ Oder: Was tun die beiden kleinen Tennisspieler in der Gruppe, wenn ein Mann kommt und sagt, ich bin heute euer Trainer, der andere ist krank. Lasst uns ein bisschen spielen gehen. Die beiden Jungs erklären, sie würden mit dem Fremden nicht mitgehen.

Und dann, die Kinder kommen ja bald zur Schule, fragt Sabine Nowak sie: „Kennt ihr schon euren Schulweg? Ist da etwas, ein Geschäft zum Beispiel, wo ihr hingehen könnt, wenn etwas passiert?“ So werden die vier Jungen und das Mädchen systematisch auf alle Eventualitäten vorbereitet. Und wenn man weiß, wie man sich verhalten muss, macht das ja auch stark.