Oberhausen. . Nur der Regen trübte den ersten Tag der offenen Tür im Flüchtlingsheim an der Weierstraße in Oberhausen. Etliche Nachbarn sahen sich um. Es gab kulinarische Spezialitäten. Die beengten Verhältnisse sind großes Thema bei den Bewohnern und ihren Helfern.

Er hätte so schön werden können, der erste Tag der offenen Tür im Flüchtlingslager an der Weierstraße in Sterkrade, wenn nur das Wetter mitgespielt hätte. Zwar fanden die Kinder noch unter dem Vordach des Spielmobils der Ruhrwerkstatt Platz, wo sie auch beim Regen unter Anleitung malen konnten. Aber so viele überdachte, zugfreie Plätze hätten die Organisatoren gar nicht schaffen können, wie für die erwachsenen Besucher nötig gewesen wären.

Denn auch das ist typisch für die Wohncontainer, in denen vor allem Roma-Familien aus Südosteuropa unterbracht sind: Man steht mit schmutzigen Schuhen nicht nur gleich im „Wohnzimmer“, das ei­gentlich eine Wohn-Schlaf-Küche ist. Es gibt auch keine Vordächer.

Von der eigenen Familie getrennt

Zwischendurch, wenn die Schauer aufhörten und die Sonne durchbrach, lebte es dann plötzlich auf, das kleine Fest, das Bewohner der drei Flüchtlingslager Weierstraße, Gabelstraße und Bahnstraße mit einheimischen Helfern organisiert hatten. Dann wurde getanzt, konnten die Besucher ungetrübt die Teigtaschen genießen, die Senada Isenova (27) am Morgen gebacken hatte, oder trockenen Hauptes die Informationen lesen, die Ezerdzan Idrizi (40) über die Herkunft seines Volkes, der Roma, zusammengetragen hat­te. Aus dem Lautsprecher dröhnte Liedermacher Konstantin Wecker. Er hatte eine Solidaritätserklärung für das Fest verfasst.

Ehrenamtliche Helfer wie Gaby Tonn aus Osterfeld, die sich seit Juli hier engagiert, waren mit der Resonanz zufrieden. Nach einem erfolgreichen Spendenaufruf Ende Dezember sucht sie nun einen kostenlosen Lagerraum, um darin Möbel und Hausrat für solche Flüchtlinge deponieren zu können, die eine eigene Wohnung bekommen.

Die könnte auch Familie Idrizi aus Mazedonien gut gebrauchen. Vater, Mutter und drei Söhne müssen mit kaum mehr als 20 Quadratmetern auskommen. Aber Ezerdzan Idrizi darf sich nur ausnahmsweise bei seiner Familie aufhalten. Er ist mit seiner Frau nur nach dem Brauch der Roma verheiratet, offiziell damit nicht. Und deswegen ist er einem Flüchtlingsheim in Niedersachsen zugewiesen. Dabei hat er mittlerweile die Rolle eines Sprechers an der Weierstraße übernommen, weil er als einer der wenigen Bewohner Deutsch spricht.

Fünf Frauen auf 22 Quadratmetern

Senada Isenova lebt erst seit acht Monaten in Oberhausen. Die 27-Jährige ist Mutter von drei Kindern, erwartet ihr viertes Kind. Mit Ehemann und Kindern wohnt sie in der Flüchtlingsunterkunft an der Bahnstraße. Beim Tag der offenen Tür an der Weierstraße schenkt sie draußen, vor den Containern, Getränke für die Besucher aus. Mit den Familien ihrer drei Brüder ist sie nach Deutschland gekommen. Die Behörden in Mazedonien hätten ihnen dort die Lebensgrundlage entzogen, den Anbau von Obst und Gemüse auf eigenem Grundstück, erzählt sie. „Ich will nicht vom Sozialamt leben“, sagt sie in gutem Deutsch, das sie schon in der Schule lernte. Sie will arbeiten, ihr Leben selbst in die Hand nehmen und in einer Gesellschaft leben, in der alle friedfertig miteinander umgehen.

Ellen Diederich aus Alt-Oberhausen engagiert sich seit vielen Jahren für Flüchtlinge. Dass sie in Containern untergebracht sind, hält sie für menschenunwürdig. Zum Beispiel sechs miteinander nicht verwandte Frauen im Alter von 35 bis 70 Jahren, von denen einige sehr krank seien und die sich 22 Qua­dratmeter teilen müssten. Es gebe Probleme mit Feuchtigkeit wegen fehlender Fundamente, sagt sie. Manche Bewohner harrten hier schon drei Jahre aus.