Oberhausen. . Einstimmig schlägt die CDU-Spitze in Oberhausen Daniel Schranz als OB-Kandidaten vor. Als arbeitsamer Kenner der Sachthemen genießt er hohen Respekt.
Laut „Hier!“ gerufen hat Daniel Schranz, seit 14 Jahren Chefdirigent der größten Oppositionstruppe im Oberhausener Rat, diesmal nicht, am Ende lief es aber wieder auf den studierten Historiker und Politologen heraus: Einstimmig entschied sich am Dienstagabend die CDU-Spitze, den 40-Jährigen Angestellten der Düsseldorfer Konrad-Adenauer-Stiftung ihrem nächsten Parteitag als Oberbürgermeister-Kandidat für die Wahl im September 2015 vorzuschlagen.
Vor über zehn Jahren verloren
2004 hatten die bisher hoffnungslos gegenüber der SPD in der Wählergunst zurückliegenden Christdemokraten versucht, die sozialdemokatische Bastion mit dem damals fürs Amt eines Stadtoberhauptes noch blutjungen Schranz zu knacken – der noch nicht einmal 30-Jährige scheiterte vor gut zehn Jahren an dem erfahrenen und in der Stadt beliebten Klaus Wehling deutlich.
„Jetzt sind das ganz andere Zeiten, damals konnte die SPD noch einen roten Putzlappen aufhängen und der wäre gewählt worden. Heute ist die SPD auf einer Rutschbahn nach unten“, begründen CDU’ler, warum für Schranz die Schlappe heute kein Malus sei.
Lange Zeit haben die Oberhausener Christdemokraten allerdings damit geliebäugelt, der männer-dominierten Sozialdemokratie in der Stadt das Gegenteil vorzusetzen: Eine sympathische, durchsetzungsstarke Frau als Kandidatin – und dann am besten noch aus der Wirtschaft, einem Bereich, in dem Oberhausen nach all den vielen Jahren der SPD-Herrschaft am meisten schwächelt.
Stadtverwaltung zählt 2000 Köpfe
Doch trotz einiger hoffnungsfroher Sondierungsgespräche wagte niemand den Sprung ins kalte Wasser, um vielleicht in Zukunft eine womöglich äußerst widerspenstige, 2000-köpfige Stadtverwaltung zu führen und sich mit politischen Prozessen in einer Kommune ohne Geld herumzuschlagen. Da bleibt man lieber Geschäftsführerin einer kleinen, gut gehenden Firma. So griff man in der CDU auf eine bewährte Kraft als Konkurrenten zum SPD-OB-Kandidaten Apostolos Tsalastras zurück.
Daniel Schranz stammt aus einer Oberhausener Familie, hat als Prokurist des Einrichtungshauses Hülskemper an der Marktstraße ein paar Jahre Wirtschaftserfahrung gesammelt und kümmert sich seit 2009 in der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung um NRW. Verheiratet ist er mit Andrea Schranz-Hülskemper, der Schwester des derzeitigen Möbelhaus-Geschäftsführers. Das Ehepaar hat zwei Söhne und eine Tochter.
Respekt bei seinen Parteifreunden hat sich Schranz schon in jungen Jahren erarbeitet, weil er nicht davor zurückscheut, selbst mühevolle Kleinarbeit mit Akten anzupacken und sich in äußerst schwierige Themen hineinzufuchsen.
Härter, kompromissloser, kritischer
Selbst wenn er von mehreren Seiten im Rat als Hauptkritiker unter Beschuss genommen wird, schafft er es oft, rhetorisch geschickt zurückzuschlagen. Der stets mit betont höflichen Umgangsformen auftretende Christdemokrat fährt aber regelmäßig aus der Haut, wenn er den Eindruck hat, die politische Gegenseite unterstelle ihm böse Absichten: Er würde Inhalte aus rein parteitaktischen Gründen vertreten und gefährde das Wohl Oberhausens. Das trifft ihn empfindlich, weil er die Vorwürfe für höchst ungerecht hält.
Dabei hat Schranz mit Parteichef Wilhelm Hausmann die CDU tatsächlich in eine neue Richtung geführt: Härter, kompromissloser, kritischer gegenüber der herrschenden Klasse, den Roten, den Grünen und jetzt auch den Gelben. Aus seiner Analyse heraus: Der frühere Schmusekurs hat die CDU auf keinen grünen Zweig gebracht. Rot-Grün empört sich über diesen Kurswechsel immer wieder mal.
Schranz ist nicht der Politikertyp Volkstribun und Schulterklopfer. Der Weintrinker hält sich bei Veranstaltungen lieber respektvoll am Rand zurück, als Leute von Tisch zu Tisch gehend einfach anzuquatschen. Die einen werden das mögen, die anderen werden sich darüber wundern. Ob so etwas wahlentscheidend im Vergleich zu Apostolos Tsalastras sein könnte, der auch eher ein nüchterner Charakter ist, bleibt noch offen.