Oberhausen. . Immerhin beteiligten sich so viele Wähler, dass der Entscheid in Oberhausen gültig ist. Gegner befürchteten, die Linie 105 brächte Einschnitte ins Netz.

Ideales Wahl-Wetter am Sonntag: Die Sonne scheint, es ist warm, die Leute spazieren durch ihre Viertel, eines der 29 Wahllokale für den Ratsbürgerentscheid zur Linie 105 ist nicht fern. In Lirich kommen die ersten Wähler schon um 8 Uhr morgens aus der Wahlkabine, um 10 Uhr heißt es aus einem Wahllokal im Norden: „Hier herrscht reger Betrieb“ – und doch liegt dann die Wahlbeteiligung um 14 Uhr bei diesem so leidenschaftlich diskutierten Thema erst bei elf Prozent.

Am Hans-Böckler-Berufskolleg an der Otto-Dibelius-Straße hat bis zum Nachmittag nur etwa jeder Zehnte der 5000 Wahlberechtigten in diesem Wahlbezirk sein Kreuz gemacht. Tobias Sniatecki ist mit dem Rad gekommen. „Ich habe dagegen gestimmt. Ich sehe, wie der Nahverkehr in Oberhausen immer weiter ausgedünnt wird und befürchte, dass das Geld für die Linie 105 später woanders fehlt“, sagt er.

38 176 Bürger stimmten ab

Die vier Wahlhelferinnen bleiben zurück. Sie hoffen, dass bis 18 Uhr genügend Oberhausener abstimmen und der Bürgerentscheid seine Kraft entfaltet. „Nicht, dass am Ende doch im Rathaus entschieden wird“, sagt Ursula Viellvoye. Sie wird erhört: Es finden doch noch genügend Wahlberechtigte den Weg ins Wahllokal – der Ratsbürgerentscheid ist gültig. Die gesetzliche Hürde von wenigstens zehn Prozent Ja- oder Nein-Stimmen wurde genommen.

So stimmten die Bürger ab

Das Gesamtergebnis Stadt Oberhausen: 57 Prozent Ja-Stimmen, 43 Prozent Nein-Stimmen. Wahlbeteiligung: 23,3 Prozent. Absolut: 38 176 von 164 154 Wahlberechtigten stimmten tatsächlich ab.

In keinem der drei Stadtbezirke gab es eine Mehrheit für die Linie 105: Alt-Oberhausen 56 Prozent Nein, 44 Prozent Ja; Sterkrade 58,7 Prozent Nein, 41,3 Prozent Ja; Osterfeld 54,7 Prozent Nein, 45,3 Prozent Ja.

In nur fünf der 29 Oberhausener Wahllokale (Stimmbezirke) gab es eine Zustimmung zum Lückenschluss – und die auch meist nur ganz knapp: In Stadtmitte (Süd und Nord), in Lirich-Süd, in Sterkrade-Mitte-Süd, in Osterfeld-Mitte.

Dafür waren in zwölf von 29 Stimmbezirken über 60 Prozent gegen die Linie 105: In ganz Alstaden (3), in Lirich-Nord, in Buschhausen, in Holten, in Schmachtendorf, in Sterkrade-Nord, in Königshardt, in der Sterkrader Heide, in Alsfeld, in Klosterhardt-Süd.

Insgesamt stimmten 38 176 Bürger ab – eine 23 prozentige Wahlbeteiligung. Noch nicht einmal jeder vierte Wahlberechtigte nahm die Chance der direkten Demokratie wahr. „Mit mehr habe ich nicht gerechnet. Als wir im Vorfeld im Bekanntenkreis darüber gesprochen haben, war zu merken, dass der Lückenschluss viele einfach nicht interessiert“, sagt Wolfgang Stahlke vom WAZ-Leserbeirat.

Einen ganz anderen Eindruck hatte Stoag-Geschäftsführer Peter Klunk: „Ich hatte ein gutes Gefühl. Beim Info-Stand im Bero-Zentrum gab es viel Zustimmung.“ Um so größer ist die Enttäuschung. Die teilt auch Barbara Pezzei von der Kreishandwerkerschaft: „Wir hatten uns eindeutig für die 105 ausgesprochen. Für die Betriebe und deren Mitarbeiter wäre der Lückenschluss eine große Erleichterung gewesen.“ „Der Stadt geht es mit dem Nein nicht besser“, konstatiert Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp. „Wir wollen Bürgerbeteiligung. Daher wollten wir diesen Weg auch gehen“, sagt Andreas Blanke (Grüne), auch wenn ihm das Ergebnis nicht gefalle.