Im Metronom-Theater dröhnen Ansagen über die Lautsprecher. Doch Kevin Hudson (33) und Laura Greer (32) sitzen fernab aller Hektik in einem schmalen Probenraum, direkt hinter der Bühne. Sie blättern in einer blauen Kladde, die man als Betriebsanleitung für das Stück „Mamma Mia“ verstehen kann.

Wie kommen zwei Schotten ausgerechnet nach Oberhausen?

Kevin Hudson: Wenn man zurückblickt, durch puren Zufall. Mit 14 Jahren wollte ich in der Schule nicht alleine zum Essen gehen. Meine Freunde haben zeitgleich eine Tanzklasse besucht. Eines Tages bin ich einfach mitgegangen. Ich saß daneben, habe zugeschaut, wollte aber gar nicht mittanzen. Doch der Lehrer sagte: Wer hier ist, macht mit! Später habe ich ein Stipendium bekommen, wechselte nach London, habe studiert und bei „West Side Story“ mitgespielt. Nun bin ich hier.

Laura Greer: Als ich drei Jahre alt war, hatte ich viele Auftritte für meine Eltern im Wohnzimmer. Ich studierte später Ballett und spielte in Linz und London. Dann folgten „Starlight Express“ und „Tanz der Vampire“. Ich wollte schon immer auf die Bühne.

Dance-Captain klingt wichtig, was aber machen Sie genau?

Hudson: Wir achten darauf, dass die Show in einem guten Zustand bleibt, die Choreographien sitzen. Wir stehen außerdem mit auf der Bühne, beherrschen die Aufgaben. Ich kenne die männlichen, Laura die weiblichen Rollen. Wenn jemand krank wird, können wir einspringen.

Wie behält man alles im Kopf?

Greer: Üben, üben, üben. Man lernt sehr viel, aber das klappt schnell.


Hudson (deutet auf einen Hocker): Das blaue Buch ist für uns wie eine Bibel. Darin steht alles über die Seele des Stücks. Jede Show ist schließlich anders, die Aufgabe für den Dance-Captain aber gleich. Das Musical muss immer authentisch bleiben.

Wie unterscheidet sich die Arbeit an einem Musical in Deutschland und in England?

Hudson: Hier gibt es mehr Spaß, das Verhältnis zwischen den verschiedenen Bereichen ist enger, weil alle Büros direkt nebeneinander liegen. In England hast du ein Theater und alles andere ist weit weg. Du siehst kaum Menschen.

Und wie ist es beim Publikum?

Hudson: Es kommt auf die Show an. Aber in Deutschland kommen die Menschen stärker aus sich heraus. Sie tanzen und klatschen auf den Gängen...

Was ist typisch für Abba? Und was ist typisch deutsch?

Greer: „Mamma Mia“ steht für viel Energie, für das Persönliche, ein großes Lächeln im Gesicht.


Hudson: Irgendwie kann das deutsche Publikum noch nicht ganz exakt zum Takt klatschen (lacht). Der richtige Rhythmus ist nicht so ganz da. Aber das kommt bestimmt noch.