Oberhausen. . Sieben große Blasorchester gaben sich beim Festival der Marschmusik ein Stelldichein. Zum Höhepunkt wurde das große Finale mit 250 Musikern

Scheinwerfer zaubern bewegte Sternenbilder auf den Boden der ansonsten abgedunkelten Arena. Die Trommler des fast 40 Köpfe zählenden bulgarischen Blasorchesters machen mächtig Rhythmus. Dann stimmen die Bläser ein. Sie alle bewegen sich passend zu ihrer Musik, bilden in Gruppen Figuren, formieren sich immer wieder neu. Mit tosendem Applaus werden sie schließlich verabschiedet, als sie im Gleichschritt hinter einer Leinwand verschwinden. Das ist die Atmos­phäre beim Marching-Festival, das rund 250 Musiker und 5000 begeisterte Zuschauer am Samstagnachmittag drei Stunden im Centro feiern.

Schottischer Burgherr mit Tochter

Sieben Blasorchester sind mal wieder auf Tournee, machen auch in Oberhausen Station. Angesagt werden sie von Björn Gehrmann, der in Zivil durch die Reihen der Uniformierten schreitet. Patenland des vielseitigen musikalischen Spektakels ist diesmal Schottland. Major McGuinnes, ein alter Burgherr, erzählt in schauspielerischen Einlagen zwischen den Auftritten der Orchester vom Aufwachsen seiner Tochter Fiona, gespielt von Musicalsängerin Liset Vrugteveen, die das Festival mit ihrer glasklaren Stimme bezaubert.

Meist zeigen sich die Blasorchester von ihrer beschwingten Seite. So stimmt das Repräsentationsorchester der Republik Moldau, begleitet vom rhythmischen Klatschen der Zuschauer, die Polka „Rosamunde“ an, intoniert schließlich gekonnt die Samba „Brasil“. Überwiegend militärisch-steif kommt das Königlich Belgische Polizeiorchester aus Antwerpen daher.

Beschwingte Russen

Nach der Pause demonstriert ein Dudelsackspieler mit seinen Begleitern, dass das schräg klingende Instrument auch für Rockmusik taugt. Aber mit dem anschließenden Einzug eines niederländischen Blasorchesters aus Maastricht geht es auch gleich wieder zackig weiter. Wie sicher sich die Musiker mit den breitkrempigen Hüten und den weißen Handschuhen ihrer musikalischen Sache sein müssen, wo sie dazu auch noch eine ausgefeilte Choreographie einstudiert haben. Flöten, die wie sprudelndes Wasser klingen, sind ebenso zu hören wie Klänge, die zu galoppierenden Westernhelden passen. Nur wenn die Trommeln schweigen, stehen auch die Musiker still.

Von ihrer erfreulichen Seite zeigt sich die Russische Armee. Zwar zieht ihr Repräsentationsorchester aus Perm zu den Klängen von „Kalinka“ in die Arena ein. Aber dann demonstriert es seine Vielseitigkeit. Da ist der Tango „Ole Guapa“ mit tanzenden Posaunisten ebenso zu erleben wie ein flottes Charleston-Medley, bei dem drei Tänzerinnen mit ihren weißen Regenschirmen den Glanzpunkt setzen. Ein spanischer Paso Doble gehört ebenso zum Auftritt der Gäste aus dem Ural wie die Rumba „Besame Mucho“, die im Stil von Krimi-Musik aus den 60er Jahren gespielt wird. Selbst eine viel gefeierte Rock’n-Roll-Einlage fehlt nicht.

Eindrucksvolles „Ave Maria“

Den Höhepunkt aber erreicht das Festival erst beim Finale. Alle 250 Bläser ziehen mit „Adieu mein kleiner Gardeoffizier“, dem Marsch von Robert Stolz, ein letztes Mal ein. Dort begleiten sie Sängerin Liset Vrugteveen beim „Ave Maria“, einer eindrucksvollen musikalischen Aufforderung zu Völkerverständigung und Frieden.