Oberhausen. Oberhausen sollte sich die Chance nicht entgehen lassen, seine Infrastruktur aufzumöbeln. Die Folgen eines Neins zur Linie 105 wären verheerend.
Gut eine Woche vor der Abstimmung über den Bau der Straßenbahnlinie 105 prallen die Argumente immer heftiger aufeinander. Dass eine im Vergleich zu Ferraris und Maseratis eher langweilig daher fahrende Straßenbahn so viele Emotionen auslösen kann, erstaunt nur auf den ersten Blick.
Denn immerhin geht es beim Bürgerentscheid am 8. März um einen historischen Beschluss: In den nächsten Jahrzehnten wird Oberhausen keine vergleichbare Chance mehr erhalten, seine Infrastruktur (Straßen, Nahverkehr, Datenleitungen) so nachhaltig und durchgreifend zu verbessern. Das muss allen wahlberechtigten Bürgern klar sein.
Dabei ist den Kritikern zuzugestehen, dass sie die richtigen Probleme angesprochen haben. Der nur 3,3 Kilometer lange Lückenschluss ist tatsächlich recht teuer und es besteht das Risiko, dass die Stoag und damit die Stadt selbst am Ende mehr als 300.000 Euro pro Jahr an Extra-Kosten schultern müssen.
Hohn und Spott für Oberhausen
Was die Kritiker jedoch zu wenig beachten, sind die Folgen, wenn der Lückenschluss der Linie von der Mehrheit der Bürger abgelehnt werden sollte. In Oberhausen würden nicht 80 Millionen Euro mit Chance auf Erhalt von Arbeitsplätzen im Baugewerbe investiert werden; das Stahlwerksgelände würde nicht attraktiver für neue Firmen, die Wert auf gute Pendelverbindungen legen; wir hätten keinen Zehn-Minuten-Takt auf der Stoag-Trasse zwischen Hauptbahnhof und Sterkrade; wir hätten nicht die Chance, Parks, Konzerte, Geschäfte und Hörsäle in Essen schneller zu erreichen; der Aquapark und der Gasometer blieben schlecht erreichbar; Oberhausen hätte geringere Chancen auf Besucher-Zuwachs in der Neuen Mitte und das Verkehrschaos rund ums Centro würde nicht abebben.
Neben diesen praktischen Nachteilen wäre der bundesweite Imageverlust von Oberhausen, vor allem bei Entscheidern in den Hauptstädten Berlin und Düsseldorf, enorm. Sie werden fragen: Wenn diese Stadt noch nicht einmal ein zu 90 Prozent gefördertes, volkswirtschaftlich mit hohem Nutzen eingestuftes Projekt realisieren kann, was schafft Oberhausen denn dann überhaupt noch? Die Antwort fällt dem Rest der Republik leicht: Hohn und Spott für Oberhausen.
Wägt man all dies gegenüber den Kostenrisiken ab, bleibt eigentlich nur ein Ja zur Linie 105 übrig.