Oberhausen. Schulen aus fünf verschiedenen Ländern zeigen in der Ausstellung „Eurovision 1914“, wie sich das junge Europa mit dem Weltkrieg beschäftigt.

Ein Koffer voller Erinnerungen. Davon fanden sich einige im LVR-Industriemuseum. Sie waren gefüllt mit alten Postkarten, mit Fotos, mit Feldpostbriefen. Erinnerungen an 1914, das Jahr des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs, der Europa zerriss. Die aufgebahrten Erinnerungen kamen aus Frankreich, Deutschland, England, Belgien oder Italien. Sie verbindet eine gemeinsame Historie und doch erzählen sie so viele kleine eigene, persönliche Geschichten. Von dem geretteten Schiffbrüchigen, dem Soldaten, der seinen besten Freund verlor oder dem stolzen Frontkämpfer.

Für die Ausstellung „Eurovision 1914“ wurden die Exponate von Schülern zusammengetragen. 19 Schulen aus fünf Nationen haben sich dafür über ein Jahr lang mit dem für Europa so schicksalsträchtigen Jahr 1914 beschäftigt. „Das ist ein ganz neues Format“, sagt Milena Karabaic, LVR-Kulturdezernentin. „Die jungen Leute, die die Zukunft des Hauses Europa sind, haben bei ihren Projekten aus nationaler Per­spektive einzelne Punkte in den Fokus gerückt. Hier können sie sich darüber austauschen.“

Eine Gruppe aus Landau in der Pfalz hat mit viel Engagement und der Unterstützung des Stadtarchivs die komplette Geschichte ihrer Stadt zur Zeit des Weltkriegsausbruchs aufgearbeitet. „Das hat unseren Blick auf Landau sehr verändert“, sagt Felix.

"Produktiver Nachlass der Veranstaltung"

Nina und Joanna aus Borken begeisterten sich vor allem für den Austausch. „Wir haben uns mit zwei Mädchen aus Mailand unterhalten, die von einer ganz anderen Sicht auf den Krieg berichten“, sagt Nina.

Die Mailänderinnen besuchen eine deutsche Schule, wachsen zweisprachig auf. Viele haben dort einen deutschen und einen italienischen Elternteil. Ihr Projekt, ist die eigene Familiengeschichte: „Dabei kam heraus, dass die Vorfahren der einen gegen die Vorfahren der anderen gekämpft haben“, erzählt eine Schülerin. Während sie spricht, wird die Geschichte der Oma, der Urgroßeltern lebendig. „Die Erinnerungstradition ist in Europa nicht gemeinsam gewachsen. Hier haben wir einen ersten Schritt gemacht“, sagt Karabaic.

Neben der Ausstellung fand eine wissenschaftliche Konferenz statt. Eine Erkenntnis: „Forschung zum Ersten Weltkrieg gab es immer, aber heute ist sie in der Allgemeinheit angekommen“, sagt Projektleiter Thomas Schleper.

Symbolisch pflanzte Oberbürgermeister Klaus Wehling vor dem Oberhausener Friedensdenkmal abschließend eine „Wallenhorster Friedenseiche“. Schüler hatten sie aus Osnabrück mitgebracht. Sie stellt einen Gegenentwurf zur 1913 gepflanzten, patriotischen Kaisereiche dar. „Sie ist quasi der produktive Nachlass der Veranstaltung“, sagt Schleper.