Oberhausen. Der geschätzte Bedarf an Hospiz-Plätzen ist etwa doppelt so hoch wie das bestehende Angebot. Neueröffnungen und Ambulante Dienste bringen Entlastung.
Wenn Familienangehörige im Sterben liegen, dann beginnt nicht nur die Zeit der Trauer, sondern oft auch die Suche nach einem Hospiz. In vielen Fällen gibt es dann aber gerade keine freien Plätze. Wartezeiten von einigen Wochen können entstehen.
„Die Situation in Ballungsgebieten ist zwar deutlich besser als in anderen Regionen, aber in fast jedem Hospiz gibt es eine Warteliste“, weiß Heiner Melching, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.
Es gebe einen geschätzten Bedarf von 100 Betten pro einer Million Einwohner. „Im Schnitt liegen wir bei rund 50 Betten pro einer Millionen Einwohner“, erklärt er. Es würden also „tendenziell eher mehr Betten gebraucht“.
Wartezeit beträgt ein bis zwei Wochen
Eine Warteliste gibt es zwar auch im St. Vinzenz Pallotti, aber im einzigen stationären Hospiz Oberhausens ist sie relativ kurz. „Im Moment haben wir nur zwei wartende Gäste“, sagt Hospiz-Leiter, Bernd Böcker. Durchschnittlich beträgt die Wartezeit in Oberhausen ein bis zwei Wochen. „In Ausnahmefällen auch mal drei bis vier Wochen“, so Böcker. Dafür gebe es aber verschiedene Gründe, unter anderem verzögere sich die Aufnahme manchmal wegen bürokratischer Umwege. „Mit den Krankenkassen muss ja erst alles geregelt sein.“
Eine wachsende Warteschlange erlebe Böcker aber nicht. Viel eher habe sich die Situation in der letzten Zeit entspannt. „Durch die Eröffnung der Hospize in Bottrop und Mülheim ist unsere Warteliste deutlich kürzer geworden“, so Böcker, dessen Einrichtung zehn Betten bietet. „Außerdem werden wir von unserem ambulanten Hospiz entlastet. Durch den Ausbau des Dienstes haben immer mehr Menschen die Möglichkeit, bis zum Ende zu Hause zu bleiben.“
Klangschalenentspannung
Wichtig sei es allerdings, früh genug mit dem Hospiz in Kontakt zu treten. „Zwei bis drei Wochen, das ist ein guter Zeitraum, um sich zu verabschieden“, erklärt er. Durchschnittlich seien die Gäste 22 Tage im St. Vinzenz Pallotti.
In der Zeit könnten sowohl Gäste als auch Angehörige spezielle Angebot in Anspruch nehmen. „Wir bieten beispielsweise eine Klangschalenenspannung und bekommen wöchentlich Besuch von einer Kunsttherapeutin“, so Böcker. Diese Sonderleistungen werden allerdings nicht von den Krankenkassen unterstützt, sondern werden ausschließlich durch Spenden finanziert. Böcker: „Ohne Spenden ginge es gar nicht! Zehn Prozent der Gesamtjahreskosten müssen ohnehin durch Spenden finanziert werden. Wenn dann noch Geld übrig ist, können wir es für diese besonderen Angebote nutzen.“
Ebenso unverzichtbar wie die Unterstützung durch Spenden ist die Hilfe ehrenamtlicher Mitarbeiter. „Ehrenamtliche suchen wir immer und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten sich individuell einzubringen“, sagt Böcker und hofft auch in diesem Jahr auf den Einsatz zahlreicher Freiwilliger.