Oberhausen. . Das Vier-Augen-Prinzip bei der Bearbeitung von Anträgen sorgt für massive Mehrbelastung. Mindestens sieben neue Stellen sind nötig – 2,5 zugesagt.

Mehrbelastung, Überstunden, hoher Arbeitsdruck: Annette Gleibs, die Geschäftsführerin des Jobcenters Oberhausen, sieht ihre Mitarbeiter am Rande der Leistungsfähigkeit angelangt. „Wir brauchen dringend zusätzliche Kräfte“, lautet ihre Forderung. Hintergrund für diesen hilfesuchenden Appell sind neue Vorgaben des Bundesfinanzministeriums – demnach spielt es keine Rolle mehr, ob es um 50 oder 900 Euro geht oder nur eine kleine Änderung ansteht: Alle Anträge, die in den Jobcentern bearbeitet werden, müssen ab sofort von einem zweiten Sachbearbeiter überprüft werden. „Dies gilt ab sofort und muss zusätzlich zu den normalen Aufgaben erledigt werden“, so Gleibs.

Landesweit ächzen die 35 Jobcenter unter der zusätzlichen Belastung. Bislang galt das Vier-Augen-Prinzip nur bei größeren Beträgen, etwa Einmalzahlungen an Harzt-IV-Bezieher über 2500 Euro und mehr, sowie bei gebündelten Überweisungen von Dauerleistungen über 7500 Euro und mehr. Doch nun wurde das Prinzip auch auf kleinere Geldbeträge und Änderungen in den Anträgen ausgedehnt.

94 zusätzliche Stellen für ganz NRW

Die Regionalagentur für Arbeit hat in einem ersten Schritt reagiert und zugesagt, insgesamt 94 zusätzliche Kräfte bereitzustellen. Diese sind jedoch vorerst auf ein Jahr begrenzt. „Nach den bisherigen Gesprächen können wir mit plus/minus 2,5 Stellen rechnen“, führt Gleibs aus. Dass dies aber bei weitem nicht ausreicht, um die anfallende Mehrarbeit aufzufangen, macht die Jobcenter-Chefin direkt deutlich. „Nach unseren internen Berechnungen brauchen wir sieben zusätzliche Mitarbeiter. Und das eigentlich sofort.“

Doch auf schnelle Abhilfe kann Gleibs nicht hoffen, denn selbst die Entlastung durch möglicherweise 2,5 Stellen wird nicht augenblicklich erfolgen. „Als städtisches Jobcenter muss so eine Angelegenheit erst von der Trägerversammlung und dann im Anschluss vom Rat der Stadt behandelt werden.“

Zudem müssten sich die rund 370 Mitarbeiter des hiesigen Jobcenters immer noch mit der Umstellung der Software kümmern, mit der die Hartz-IV-Anträge beantragt werden. Seit Ende 2014 wird das alte System „A2LL“ durch „Allegro“ ersetzt. „Damit ist natürlich zusätzlicher Arbeitsaufwand verbunden“, berichtet Gleibs.

Dass dies unter Umständen auch zu Lasten der Hartz-IV-Empfänger geht, deren Anträge vielleicht erst mit Verzögerung bearbeitet werden können, möchte die Jobcenter-Chefin nicht andeuten. „Klar ist jedoch, dass die Mehrbelastung Auswirkungen auf das Tagesgeschäft hat.“ Möglicherweise auch auf die Vermittlung Arbeitsloser.