Noch gerade rechtzeitig verteilte Armin Röpell von den Grünen Ansteckbutton bei den Journalisten. Die Botschaft: „Sag Ja zur 105“. Nun hatten die Journalisten in der Ratssitzung gestern nix zu sagen, wohl aber die Politiker aller Coleur. Und ihr Rederecht nutzten sie ausgiebig, mal sachlich, mal weniger. Am Ende herrschte überraschend Einigkeit, bei manchen zähneknirschend, bei anderen triumphierend: Am 8. März entscheiden die Oberhausener darüber, ob die Straßenbahnlinie 105 von Essen kommend bis zur Neuen Mitte ausgebaut wird oder nicht.

Doch bis dahin war es ein langer Weg. Es war klar: Alle Fraktionen wollen den Lückenschluss zwischen Essen-Frintrop und Oberhausens Neue Mitte. Nur das Wie war lange umstritten. Die CDU präsentierte einen Gegenentwurf zur von Stoag und Stadtverwaltung vorgeschlagenen Trasse, der keinen Rückhalt fand. Das Bündnis Oberhausener Bürger (BOB) wollte die Straßenbahn gestern über den Brammenring führen und die Linke forderte überhaupt einen stärken Ausbau des Nahverkehrs. Nachdem die Sachargumente ausgetauscht waren – das ging dank der vorausgehenden Beratungen in den Fachausschüssen schnell – wurde es in den Reden teils persönlich, so dass Oberbürgermeister Klaus Wehling kurzzeitig zur Ordnung rufen musste. Angesichts der wilden Diskussionen war es um kurz vor Tageschau-Zeit doch überraschend, dass alle Ratsmitglieder einstimmig für den Ratsbürgerentscheid stimmten. Und das, obwohl die Koalition aus SPD, Grünen und FDP den CDU-Vorschlägen kein Stück entgegen kamen. Und noch einmal waren sich die Politiker einig: Beim anschließenden Applaus für ihren Konsens.

Sorge, dass der Service leidet

Am 8. März also werden die 165 000 Wahlberechtigten zur Urne gebeten, um über diese Frage abzustimmen: „Sind Sie dafür, dass die Straßenbahnlinie 105 als Lückenschluss vom Essener Stadtgebiet zum Oberhausener Hauptbahnhof und zum Sterkrader Bahnhof gebaut wird?“

Die Kosten für den Bau der 3,3 Kilometer langen, aufgeständerten Strecke belaufen sich insgesamt auf 80,6 Millionen Euro, davon müssten Stadt und die Stoag einen Eigenanteil von 13,4 Millionen Euro stemmen. Die Betriebskosten belaufen sich den Berechnungen nach auf 300 000 Euro im Jahr. Die Opposition befürchtet, dass sich Stadt und Stoag das auf Dauer nicht leisten können und stattdessen an der Taktung oder am Liniennetz sparen. Die Koalition hält dagegen: Bei einem Umsatz der Stoag von 52 Millionen Euro sei das machbar. Der Ratsbürgerentscheid kostet rund 268 000 Euro.