Oberhausen. 95 Jahre Bildung für alle sind ein „Warmlaufen“ für’s 100-jährige Jubiläum 2019. Plakate, Flyer, Kursprogramme. Eine Zeitreise von 1919 bis heute.

Als begehbares Buch blättert die Volkshochschule ihre mittlerweile 95-jährige Oberhausener Geschichte auf. Eine interessante und zum Teil auch amüsante Rückschau, die noch bis Ende Februar im Foyer auf der dritten Etage des Bert-Brecht-Hauses zu sehen ist. „Wir laufen uns schon einmal warm fürs 100-Jährige in fünf Jahren“, sagt Gesa Reisz, die VHS-Leiterin. Die Ausstellung sei ein Gemeinschaftswerk des gesamten Mitarbeiterteams, das half, die Informationen zusammen zu tragen. Michael Weier und Ralf-Ingo Stöck haben die in eine ansehnliche und übersichtliche Zeitreise verwandelt.

„Wir müssen Brücken schlagen zwischen dem kleineren Volksteil, der geistig arbeitet und dem immer größer bleibenden Teil unserer Volksgenossen, der mit der Hand schafft, aber geistig hungrig ist“, war der Leitgedanke der „Weimarer Volksbildung“. In der Gaststätte Union wurde die VHS 1919 gegründet. Ihre freie Entfaltung endete mit der Machtergreifung der Nazis 1933, die die Bildungseinrichtung 1934 zur nationalen Ideologie verpflichteten.

Nach dem Krieg wurden die Arbeiter-Hochschule, die 1948 auf Burg Vondern ihren Betrieb aufnahm und „Die Brücke“, Informationszenrum der britischen Militärregierung, zur neuen Volkshochschule zusammen geführt. Die Neugründung erfolgte 1952, erster VHS-Leiter war Hilmar Hoffmann, der im Rahmen der Arbeitstagung Kulturfilm und VHS 1954 die ersten Westdeutschen Kulturfilmtage eröffnete, die später in Kurzfilmtage umbenannt wurden.

Nazis beenden die freie Entfaltung

Im Jahr zuvor hatte als einer der ersten prominenten VHS-Gäste Eugen Roth bereits im ausverkauften Ratssaal seine „humoristischen Menschenbeobachtungen“ vorgetragen: „Ein Mensch erfuhr nicht ohne Grausen, er müsse auch nach Oberhausen, um den dorthin verbannten Wesen aus seinen Werken vorzulesen. In Oberhausen leben Leute, die stark verbunden mit dem Heute und seinen Mühen, seinen Sorgen – Glück auf! der schönen Stadt von morgen.“ Lang ist die Liste berühmter Menschen, die auf Einladung der VHS die „schöne Stadt von morgen“ noch besuchen sollten, von Rudolf Schock über Ilse Aigner, Werner Höfer und Martin Heidegger reicht sie bis zu Adolf Grimme, Carl Friedrich von Weizsäcker und Sally Perel.

Ausgestellt sind Flyer und ehemalige Programme ebenso wie Werbeplakate aus unterschiedlichen VHS-Jahren: „Machen Sie mehr aus ihrem Typ“, lautete der Slogan fürs Semester 1995/96. Interessant und aufschlussreich sind die Kursinhalte, allen voran die „Frauenthemen im Blick der Zeit“, die sich von der Haushaltsführung in den 50er Jahren zu beruflich-gesellschaftlichen Inhalten wandelten.

Schon in den 70er Jahren wurden Grundstudienprogramme eingeführt, „für „Menschen, die mit ihrem Schulabschluss nicht zufrieden sind und mehr über Politik und Gesellschaft erfahren wollen“ .