Oberhausen. . Mehr als 2500 Menschen leisteten auf der Zeche Jacobi im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeit. Ein Mahnmal an der Harkortstraße erinnert an sie. Jüdischer Friedhof wurde 1935 aufgehoben. Folge Zwei der Seriee „Faszinierendes Oberhausen“.

Zwei nachdenklich stimmende Orte stehen an, als Gästeführerin Silvia Golz vor dem evangelischen Friedhof an der Harkort­straße in Klosterhardt parkt. Ge­genüber vom Friedhof, hinter Buschwerk verborgen, liegt der Volksgolfplatz Jacobi. Golz’ Ziele sind aber zwei andere: der ehemalige städtische Friedhof und die Gedenkstätte für Zwangsarbeiter auf der Zeche Jacobi.

Kurz vor der Einmündung der Schwarzwaldstraße, bevor die Harkortstraße eine 90-Grad-Kurve nach Osten macht, biegt Silvia Golz auf einen schmalen, von Steinen eingefriedeten Gehweg ab. Es geht unter Buchen her, ehe der Weg vor einem weißen Gedenkstein endet. Eine hügelige Wiesenlandschaft, von Bäumen bewachsen, schließt sich nach Westen an.

Grabsteine sind verschwunden

„Hier war bis 1935 einmal ein städtischer Friedhof, auf dem auch jüdische Mitbürger beigesetzt wurden“, erzählt Silvia Golz. Nichts außer diesem Gedenkstein erinnert noch daran. Sämtliche Grabsteine sind verschwunden. Ob sie auf einen anderen Friedhof verbracht wurden, ist nicht bekannt. Von Mitte des 19. Jahrhunderts an soll es den Friedhof gegeben haben. Nur ein Fußweg, auf dem man zur Schwarzwald- und zur Elpenbachstraße und weiter zur St. Antony-Hütte gelangt, trennt den Buchenwald vom benachbarten evangelischen Friedhof.

Stille wäre angebracht

Es geht zurück zur Harkortstraße. Die Autos, die dort fahren, beenden die Stille abrupt. Etwa 200 Meter weiter in Richtung Bottrop, hinter der 90-Grad-Kurve, steht ein großes Hinweisschild am Straßenrand. Hier ist es mit der Stille ganz vorbei. Dabei wäre sie besonders angebracht. Denn das Schild erinnert an das ehemalige Lager 1 von sieben Lagern für Zwangsarbeiter, die es auf der Zeche Jacobi einmal gab.

5300 Beschäftigte hatte die Zeche im Zweiten Weltkrieg. Mehr als die Hälfte von ihnen waren Ausländer, davon wiederum die Hälfte Kriegsgefangene. „Das hier sind Mini-Bunker, Ein-Mann-Bunker.“ Silvia Golz zeigt auf zwei mannshohe Betonkegel, so genannte Splitterschutzzellen, in die man sich damals bei Luftangriffen flüchtete. Sie und das stufenförmige Podest am Eingang in das frühere Arbeitslager sind die einzigen Überbleibsel aus unheilvoller Zeit. Ihre Umgebung hat sich die Natur längst zurückerobert.

Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene

Seit 1995 pflegt die Theodor-Heuss-Realschule die Erinnerung an die Zwangsarbeiter. Ein Schaukasten informiert darüber. Zwischen 1941 und 1945 waren hier Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine und Russland untergebracht, außerdem 178 sowjetische Kriegsgefangene, so ist zu lesen. 18 von ihnen kamen bei zwei Luftangriffen Ende Oktober sowie Ende November 1944 ums Leben.