Im Technischen Rathaus in Sterkrade wurde unlängst eine Ausstellung mit Öl-Bildern von Maria Mancini eröffnet. Nur wenige Tage danach erreichte eine Nachricht aus dem Rathaus die Künstlerin, sie möge vier ihrer Bilder aus der Ausstellung entfernen: Bürger hätten sich beschwert, dass darauf Frauen mit nicht bedeckter Brust zu sehen seien.

Alexander Höfer, Sprecher der Oberhausener Gebäudemanagement (OGM), wirbt um Verständnis: „Man muss die besondere Bedeutung des Technischen Rathauses als öffentlicher Raum sehen, der von Menschen unterschiedlicher Kulturen besucht wird.“

„Gefühle von Besuchernnicht verletzen“

Maria Mancini hat die Bilder entfernt, will keine Provokation: „Aber ich war enttäuscht, meine Bilder sind wahrlich nicht vulgär.“ Ehemann Michele Cagna führt aus: „Das Motiv ist die Darstellung der Schönheit, eine malerische Erforschung des Inneren durch Darstellung der weiblichen Figur.“ Die Bilder – auch jene, die in Sterkrade zum Stein des Anstoßes wurden – seien an vielen Orten zu sehen gewesen: „Im Falstaff in Oberhausen, dem Unperfekthaus in Essen, der ArtWuppertal.“

Probleme habe es nie gegeben. Cagna: „Wir leben heute scheinbar noch immer in einer Zeit, in der die Darstellung nackter Haut ohne erkennbar obszönen Bezug als anstößig empfunden wird.“

Morgens aber komme er an einem Plakat auf der Dorstener Straße vorbei, auf dem leicht bekleidete Damen um einen Mann herum stehen, der alle Klischees eines Zuhälters erfüllt: „Werbung für einen FKK-Sauna-Club.“ Er wundert sich: „In Zeiten, in denen in der Werbung und nackte Haut ein scheinbar wirksamer Werbeträger ist, stoßen Gemälde nackter weiblicher Oberkörper übel auf.“

Alexander Höfer erklärt, warum sich die Mitarbeiterin des Technischen Rathauses entschloss, die Künstlerin um Entfernung der Bilder zu bitten: „Wir wollen im Technischen Rathaus einen Raum für Kunst und Kultur bieten, wollen damit auf keinen Fall Gefühle von Besuchern verletzen. Es scheint grundsätzlich schwierig zu sein, in einem solchen Raum auszustellen.“

Künstlerin Maria Mancini wünscht sich dagegen mehr Toleranz vom Betrachter – und „dass die Menschen lernen, Künstlerisches und Vulgäres voneinander zu unterscheiden“.