Oberhausen.. Er singt von New York in zerrissenen Jeans: Lenny Kravitz aus Brooklyn spielte in der Oberhausener Arena vor 7000 Fans das einzige NRW-Konzert seiner „Strut“-Tournee. Die Anhänger hören 125 Minuten Rock und Funk. Mit 50 Jahren ist Kravitz jugendlich wie eh und je.

Da singt ein Mann am späten Dienstagabend in der König-Pilsener-Arena von New York, trägt dabei zerrissene Jeans – und es handelt sich nicht um Udo Jürgens?

Der amerikanische Rock-Sänger Lenny Kravitz lässt sich mit dem 80 Jahre alten topfiten Altmeister des Schlagers sicher nicht in eine Schublade stecken und doch eint die Musiker mehr als nur textliche Überschneidungen. Der Mann aus Brooklyn hat sein Alter nicht nur durch die auffällig durchsichtigen Glitzer-Shirts bis zur Unkenntlichkeit verschleiert.

Und so rätseln Ewigjunge angesichts einer Erscheinung der Marke „Obercool“ mit dem durchtrainierten Oberkörper des 50-Jährigen: Ja, mit wie viel Jahren fängt denn nun das Leben an?

Lenny Kravitz zeigt sich jedenfalls jugendlich wie eh und je. Seine „Strut“-Tournee führt den Musiker quer durch das Land. Der Auftritt in der König-Pilsener-Arena ist aber dennoch etwas Besonders: Es ist das einzige Konzert in Nordrhein-Westfalen, trotzdem bleiben Plätze in der Halle frei.

Geburtstags-Ständchen für die Schlagzeugerin

7000 Fans heben beim Start in der zunächst kaum beleuchteten Halle beide Arme weit in die Höhe. Der Innenraum ist komplett mit feierenden Fans gefüllt, der Oberrang bleibt dagegen komplett frei.

Erst um 21.30 Uhr geht in der Arena das Licht fast gänzlich aus. Wohlbemerkt zum Start eines 125-minüten Auftritts, der das Genre Rock mit Elementen aus Funk, Soul und sehr dosiertem Jazz verbindet. Die Fans lassen sich nicht, genauso wenig wie der Stil des Musikers, in vorgefertigte Kategorien stecken. Die 25-Jährige tanzt neben der Mitte-Fünfzigerin. Bei „American Woman“ hört man viele weibliche Stimmen aus dem Rund, dennoch sind kaum mehr Frauen als Männer erschienen. Lenny Kravitz spielt am Dienstagabend den Soundtrack für manchen Pärchenabend. Beim Song „New York City“ wird gebummelt.

Bandwurm-Songs wie bei einer Jam-Session

Was gibt es zu hören? Viel und doch wenig. Lenny Kravitz streckt seine Songs zu schier unglaublichen Bandwurm-Arrangements. Da dauert ein Vierminuten-Song von der CD plötzlich eine Viertelstunde. Aus dem neuen Album „Strut“ gibt es ebenso Auszüge wie aus dem älteren „Mama Said“. Der Zuspruch hält sich bei Neulingen und Klassikern die Waage.

Ausklammern muss man sicher das Finale: „Fly away“ fegt wie ein Tornado durch die eben noch ruhig wippende Halle. Da bleibt auch noch Zeit, um der Schlagzeugerin ein Geburtstagsständchen zu singen. Kurz vor knapp. Das Konzert endet so eben vor Mitternacht.