Die Frage, wie diese Stadt ihre Flüchtlinge unterbringen will, ist eine hochsensible, die ein Abwägen und viel Feingefühl erfordert. Der Vorschlag, Flüchtlinge in einem früheren Knast, wenn auch übergangsweise, unterzubringen, ist das absolut falsche Signal – nach innen wie auch nach außen. Viele der Menschen, die hier Unterschlupf suchen, kommen aus Kriegs- und Krisenländern, in denen Unterdrückung, Verfolgung und Gewalt an der Tagesordnung sind. Menschenrechtsorganisationen berichten von schlimmsten Verhältnissen in dortigen Gefängnissen, von Folter und Leid. Vor diesem Hintergrund kann die Idee eines Übergangswohnheims in der früheren JVA keine wohlüberlegte sein. Die jetzigen Wohnverhältnisse müssen besser werden, das ist keine Frage. Wer einmal in dem Männerwohnheim an der Weierstraße war, vergisst das Dichtgedrängte, den Schmutz nicht. Doch diese Stadt, die immer kreativ mit wenig Geld arbeiten konnte, muss mehr schaffen können als einen alten Knast als Unterkunft zu reaktivieren. Denn das wäre für die Außenwirkung katastrophal.