Vermeulen: Großprojekte sind gesichert. Gesellschaft für das Festival „Theater der Welt” mit Sitz in Mülheim

Kulturhauptstadt 2010 im Schatten der kommunalen Finanzkrise: Was die zum Scheitern drohenden Vorhaben mancher Ruhrgebietsstädte durch Nothaushalt und Sparfesseln betrifft, kann Johannes Brands (CDU) den Frust seiner Kollegen nachfühlen, mit denen er in Gremien des Regionalverbandes Ruhr sitzt. Aber deren Sorgen teilt er nicht. „Mülheim ist auf einem guten Weg”, so der Vorsitzende des Kulturausschusses.

Dass Mülheim im Vergleich zu anderen Städten sehr gut dastehe, liege an der „bisherigen Strategie, die voll aufgegangen ist”, betonte Kulturdezernent Peter Vermeulen. „Es ist uns schon 2006 gelungen, Mittel in die Finanzplanung einzubringen.” Ein Zuschuss von 1,54 Mio Euro ist im Haushalt festgeschrieben. Ziel seien aber vorzugsweise Projekte, „bei denen im großem Umfang Drittmittel gewährt werden”, so Vermeulen.

Im Kulturhauptstadtjahr hat Mülheim den Schwerpunkt auf „Theaterstadt” gesetzt. Dazu zählen das internationale Festival „Theater der Welt”, die „Stücke 2010” und die „Ruhrtrilogie” von Pollesch. Dazu kommen die interkulturellen Projekte wie „Traces of Fatzer”, „Interfaces” und „Varieté de la Vie”.

In 2010 wird in jeder Woche eine andere Stadt im Rampenlicht stehen und die Kulturhauptstadt präsentieren. „Local hero” ist Mülheim vom 7. bis 13. September 2010.

In Zusammenarbeit mit anderen Städten beteiligt sich Mülheim u.a. an der Lichtkunst, den „RuhrLights”, einer Gemeinschaftsausstellung aller Kunstmuseen, dem längsten Picknicktisch der Welt auf dem Ruhrschnellweg, einem Kunstprojekt an der A40, einer Straßen-Kunstaktion sowie dem Musik-Projekt JeKI – jedem Kind ein Instrument.

Projektbüro

Der Rat der Stadt hat in seiner Sitzung am 21. September 2006 zur Vorbereitung des Stadtjubiläums und der Kulturhauptstadt 2010 das Projektbüro „Kultur an der Ruhr” beim Verein KiR im Ringlokschuppen beschlossen.

Die dafür notwendigen Mittel wurden im Haushalt mit einem Zuschuss von 1,54 Mio Euro festgeschrieben.

Die Werbung für die Kulturhauptstadt wird die MST mit Stadtmarketingmaßnahmen begleiten.

„Die Gesamtsumme für die bei der Ruhr.2010 gemeldeten Projekte übersteigt zum jetzigen Zeitpunkt den etatisierten Budgetrahmen”, so Vermeulen. Es werde überlegt, wie gezielt Spender und Sponsoren geworben werden könnten. Für das Festival „Theater der Welt” soll eine Gesellschaft gegründet werden, die ihren Sitz in Mülheim hat. Die ausrichtende Stadt übernehme üblicherweise auch die Kosten dafür. Zwei Euro je Einwohner gibt die Landesregierung als Zuschuss für Kulturhauptstadtprojekte. Diese Mittel werden in die zu gründende Gesellschaft „Theater der Welt” aufgehen.

Im Anschluss an den Überblick, den der Kulturdezernent gab, entfachte eine Diskussion über die Nachhaltigkeit der Kulturhauptstadtprojekte. „Ein Frühstücksbuffet auf der A 40 hat für mich nichts mit Nachhaltigkeit zu tun”, kritisierte Friedel Lemke (MBI). Die meisten Kulturpolitiker beschäftigte dann allerdings fraktionsübergreifend die Frage, die Thomas Behrendt (Grüne) formulierte: „Wie kriegen wir das in der Stadt geschafft, dass die 1,5 Mio Euro auch nachhaltig fortgeschrieben werden?”

Mit Blick auf die hoch verschuldete Haushaltslage, die sich nicht verbessern, sondern wohl eher noch zuspitzen werde, machte sich die Sorge breit, ob die Finanzierung der Kulturhauptstadt-Projekte gesichert sei. Vermeulen betonte, dass Verträge einzuhalten sind. „Ich gehe davon aus, dass die Großprojekte gesichert sind.” Und mit 1,5 Mio Euro bereitgestellter Mittel, so der Kulturdezernent, „damit sanieren wir die Stadt nicht”.