In einem Stadtteil wie Styrum ist nicht nur die reine Polizeiarbeit gefragt

Die drei Polizisten vom Bezirksdienst Styrum können in diesem Jahr einen runden Geburtstag feiern: Vor zehn Jahren kamen Walter Schmid, Gerd Reifenberg und Joachim Denks gleichzeitig in die Wache an der Oberhausener Str. 174, weil die alte Belegschaft dort komplett in Rente ging.

Damals galt das Styrumer Polizei-Trio am Sültenfuß als jüngste Besetzung in Mülheim. Nach zehn Jahren kennen sie nun ihren Bezirk nicht nur wie ihre Westentaschen, sondern sind auch ein eingespieltes Team. Was nicht unwichtig ist, denn: „Die Kollegen sehe ich ja öfter als meine Frau”. Polizeioberkommissar (POK) Reifenbergs Revier ist der Süden von Styrum Richtung Ruhr, Teile von Broich und Speldorf gehören dazu, auch die MüGa. Kollege Denks (PHK) ist für den Bezirk westlich der Oberhausener Straße zuständig, und Polizeihauptkommissar Schmid geht östlich der Oberhausener Straße auf Fußstreife.

„Wenn man zu Fuß unterwegs ist, kann man ganz anders auftreten, als wenn man im Streifenwagen sitzt”, erklärt Reifenberg, der beide Seiten kennt. Dass Styrum bei manchen noch immer einen schlechten Ruf hat, mag Gerd Reifenberg schon gar nicht mehr hören. In einigen Bereichen der Stadtmitte sei mehr los, was Kriminalität anginge, meint er und überhaupt: „Mülheim ist doch insgesamt im Vergleich mit anderen Großstädten eine Oase der Ruhe.”

Ein Stadtteil ist eben nicht nur eine anonyme Ansammlung von Häusern, es leben Menschen darin. Und so manches Schicksal lässt auch einen langgedienten Polizisten, der vieles gehört und gesehen hat, seufzen: Wenn der x-te Strafbefehl kommt für einen, von dem er weiß „wie der sich abstrampeln muss”, wie viele Kinder der zu Hause hat.

Am Anfang war da vielleicht nur eine Ordnungswidrigkeit. Ob kleine Betrügerei, ob Schwarzfahrt, wenn eine Strafe nicht bezahlt wurde, ist „das Ende der Fahnenstange immer ein Haftbefehl”. Jeder Haftbefehl habe aber eben auch eine Geschichte.

Unbürokratische Amtshilfe

Auch, besser: gerade die Polizei merkt, dass die Leute heute häufig weniger Geld in der Tasche haben. „Die können einfach nicht bezahlen.” Da ist eine Tasche mit Spielzeug hilfreich, die Gerd Reifenberg mal von zu Hause mitgebracht hat: unbürokratische Amtshilfe sozusagen. Lebenshilfe ist auch zu leisten, gelegentlich Seelsorge gar: Da ist der Mann, der einfach nicht darüber hinwegkommt, dass bei ihm eingebrochen wurde und regelmäßig Zuspruch in der Bezirksdienststelle braucht.

Walter Schmid, eher der väterliche Typ, kümmert sich besonders um die Grundschule an der Augustastraße. Was die Kinder ihm mit selbst gemalten Bildern oder einem Ständchen danken. Dass manche Eltern an den Styrumer Schulen nicht so mitziehen wie, sagen wir, in Saarn, kann er aber auch nicht ausgleichen.

Der Bezirksdienst in Styrum hat ein eigenes Laser-Gerät, mit dem Bürgerbeschwerden – „bei uns wird immer so gerast” – kontrolliert werden können. In Styrum gibt's bekanntlich einen beträchtlichen Anteil Bürger ohne deutschen Pass – darunter immer wieder „wilde Jungs”. Ein Bezirksdienstbeamter muss wissen, wie man damit umgeht, den Übermut zurecht stutzt: Die letzte Ansage „ich geh zu deinem Vater” bleibt da selten ohne Wirkung, schmunzelt Reifenberg.