Auch die beiden Ämter in Speldorf und Heißen werden Ende Oktober und Mitte November geschlossen. Dort übernehmen Schreib- und Spielwarenhändler die Aufgaben.
Tschüss, Post: Ende Oktober und Mitte November schließen in Speldorf und Heißen die letzten zwei Filialen, die die Deutsche Post in Mülheim noch betreibt. Stattdessen gibt es dann 15 Partnerfilialen, findet sich eine gelbe Ecke im Blumengeschäft, im Schreibwarenhandel, im Spielzeugladen. Damit endet wohl auch eine Diskussion, die vor jeder Schließung in jedem Stadtteil neu und teils heftig geführt wurde: Können private Geschäftsleute den Aufgaben der Post gerecht werden?
Post-Sprecher Dieter Pietruck kennt die Pro-Argumente aus dem Effeff: die längeren Öffnungszeiten, die gestiegene Zahl von Poststellen und die Möglichkeit für Händler, neue Kunden zu gewinnen. Zwei selbstbetriebene und neun Partnerfilialen sind es nämlich aktuell, zudem das „Postbankfinanzcenter” in der City. Im Oktober öffnen an der Teinerstraße und der Duisburger Straße zwei neue, zusätzliche Partnerfilialen. Ein Mehr sei das, kein Weniger, betont Pietruck, und: „Man darf das nicht so emotional sehen.”
Emotionen kochten hoch
Die Emotionen kochten immer wieder hoch. Zuletzt wehrten sich die Heißener gegen Pläne, die Filiale zu verlagern. Das ist nun vom Tisch, stattdessen bleibt die Post an gleicher Stelle und wird in ein Schreibwarengeschäft integriert. Für Röttger Meier auf der Nöllenburg, Pressesprecher der Heißener Werbegemeinschaft, eine Lösung, mit der er „zufrieden” ist: „Es war uns wichtig, dass die Post im Ortskern verbleibt. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass sie woanders unterkriechen kann.” Dass der Standort bleibt, ist auch Dietmar Zell, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Speldorf wichtig: „Und mit Tabak Uhlmann übernimmt ein in Speldorf bekanntes Unternehmen die Aufgabe. Das ist für uns die beste Lösung.” Jetzt müsse man in beiden Stadtteilen gucken, was kommt. Post-Mann Dieter Pietruck erinnert die Heißener Diskussion an die Saarner Proteste: „Da hat es sich auch eingespielt.”
Turbulenter Start
Allerdings nach einem turbulenten Start: Im November 2008 schloss die Post und zog an der Düsseldorfer Straße ein Stück weiter in Steffi's Kinderwelt. „Was für Szenen sich hier abgespielt haben, kann man sich nicht vorstellen”, sagt Daniela Rietz. Sie steht hinter dem Schalter, der den hinteren Teil des Geschäfts in eine Post verwandelt. Gelbe Schließfächer stehen rechts, die Paketwaage daneben, Postplakate mit Barbie als Werbeträger bilden eine Brücke zum sonstigen Spielzeug-Sortiment. Auch vergangenen November war Daniela Rietz hinter dem Tresen und erlebte viel Wut, „weil die Post zu war. Aber das ist nicht unsere Schuld.” Hinzu kam der Start im Weihnachtsgeschäft – Hauptsaison für Post und Spielzeughandel. „Wir hatten viele Zwölf-Stunden-Tage”, erinnert sich Jürgen Kerner, Inhaber von Steffi's Kinderwelt. Denn nach fünf Tagen theoretischer Schulung fehlte noch Praxis. Inzwischen habe man sich aber eingearbeitet.
Das bestätigt Kunde Heinz Loh: „Hier läuft es gut. Das ist nicht überall in Mülheim so.” Solange es fluppt, ist auch Britta Klefisch egal, ob sie ihre Post neben Puppenwagen aufgibt. Inhaber Kerner ist nach rund zehn Monaten ebenfalls „zufrieden. Die Situation im Handel wird schwieriger. Hätte ich es nicht gemacht, hätte ich den Laden langfristig wohl nicht halten können.”