Die Hauptschule Kleiststraße ist zum Ende des Schuljahres Geschichte. Am Freitag wurde noch einmal richtig gefeiert.
Das Lachen wird bald verstummen. Die Schüler werden ihre Zeugnisse bekommen, die Lehrer ihre persönlichen Sachen in Kisten packen. Und dann werden sie alle gemeinsam gehen. Die Hauptschule Kleiststraße wird am 1. Juli Geschichte sein. Am Freitag feierten Schüler, Lehrer, Eltern und viele wehmütige Ehemalige ein letztes gemeinsames Abschiedsfest. „Ich muss mit den Tränen kämpfen”, sagt Frank Pawloski. Er verließ vor 22 Jahren mit dem Zeugnis in der Hand die Kleiststr., sein Kind besucht derzeit die Schule. „Irgendwann geht alles zu Ende.”
Noch einmal war Zeit für zahlreiche Weisst-Du-noch-Fragen, für die Es-war-ja-doch-sehr-schön-Seufzer. Und so haben sie Geschichte und Gegenwart verschmelzen lassen, haben Erinnerungsbilder an die Wand gehängt, haben exemplarisch Klassenbücher aus fünf Jahrzehnten ausgestellt, Zeitungsartikel aufgehängt. Die Lehrer haben die Schüler gebeten, ihre Gefühle niederzuschreiben. „Es ist doof, dass wir die Schule verlassen müssen”, schreibt Philipp. „Wir haben uns an unsere Schule gewöhnt und jetzt müssen wir gehen.” Und Nick meint: „Viele Erinnerungen hängen an dieser Schule.”
Was in Erinnerung bleiben wird? Die vielen Ausflüge, sagt der Neuntklässler Sergej Eiswert (17). Skifahren, Kino, Bowlingabende. Der Spaß in der Schule. Die mit den Lehrern getriebenen Späße.
Monika Schrinski steht derzeit vor einem Lehrergruppenbild und überlegt, vor vielen Jahren es denn wohl entstanden ist. Vor einem Jahr schon hat sie Kleiststraße hinter sich gelassen, unterrichtet jetzt an der Speldorfer Hauptschule an der Frühlingsstraße. Ein „schreckliches Gefühl” beschleicht sie bei dem Gedanken, dass im nächsten Schuljahr ihre alte Wirkungsstätte geschlossen ist: „14 Jahre habe ich hier gearbeitet”, sagt sie. „Es war meine erste Schule. Dabei wurde hier noch so viel in die Fachräume investiert.”
Kleiststraße
Am 1. Juli freuen sich alle Schüler in Nordrhein-Westfalen über ihren letzten Schultag vor den Sommerferien. Für die Schüler der Hauptschule Kleiststraße ist es gleichzeitig der letzte Tag in gewohnter Umgebung.
Im kommenden Schuljahr bleiben die Türen in dem 1971 erbauten Gebäude für die Hauptschüler zu. Anfang 2007 war das Ende der Schule besiegelt worden. In der Klasse siebten werden derzeit noch 17 Schüler unterrichtet, in Klasse acht noch 21 und in der Klasse neun 34 Schüler. Die Schüler konnten sich aussuchen, auf welche Hauptschule sie im nächsten Schuljahr wechseln wollen. Ein Großteil hat sich für die Hauptschule Dümpten entschieden. Das Lehrerkollegium bestand zuletzt aus elf Leuten. Vier Lehrer sowie die Schulsozialarbeiterin werden im neuen Schuljahr an der Hauptschule Dümpten unterrichten, einer wechselt zur Hauptschule Bruchstraße, ein weiterer an die Luisenschule. Bei den anderen ist die Schule noch offen.
In den vergangenen zwei Jahren hat die Kleiststraße schon keine neue Eingangsklasse mehr gebildet. Doch die Schüler der Klasse sieben bis neun sind von der Schließung betroffen, sie müssen nach den Sommerferien auf einer anderen Schule von vorne beginnen. „Wir müssen uns jetzt neue Freunde suchen”, sagt Soleine Artelt (15) und Maik Wieber (14) versucht den Vergleich mit dem Wechsel nach der Grundschulzeit: „Damals war's leichter. Da waren wir noch kleiner.”
Gestern haben sie dem schulischen Gedächtnis noch einen großen Raum gelassen. Wenn sie sich Ende des Monats verabschieden, verschwindet das Gedächtnis. Sieben Schränke umfasst das Archiv. Es muss aufgelöst werden ohne vernichtet zu werden. Das städtische Archiv wird die Erinnerungen an Prüfungen und Noten speichern. Das Inventar bleibt erst einmal in den verlassenen Räumen stehen. Das städtische Gymnasium Heißen wird den Technikraum mitnutzen, andere Schulen können sich bei Tischen und Möbeln bedienen.
Die Schließung offenbart einen Trend, der sich möglicherweise in den kommenden Jahren noch fortsetzen wird: Hauptschulen sind nicht mehr gefragt. Ab dem Schuljahr 2009/2010 hat Mülheim nur noch drei Hauptschulen. Aus und vorbei. Die Hauptschule Kleiststraße ist Geschichte.