Baummodelle markieren jetzt die künftige Kübel-Allee auf der Schlossstraße und die Rettungswege für die Feuerwehr.

Stühle, Schirme und Tische, Werbereiter und Kleiderständer, Brunnen, Bänke und Blumenkübel, Lieferverkehr und Taxis, Marktwagen und Menschen – all das soll Platz haben auf der Schlossstraße. Nun kommt noch viel Grün hinzu. Die Fußgängerzone wird zur Schlossallee.

Fast 70 Kübel-Bäume sollen noch 2009 in zwei Pflanz-Perioden bis Oktober ihren Stammplatz finden. Passt das? Ja, wenn alle in der Mitte der Straße zusammenrücken und links und rechts Gassen bilden – für die Rettungswege. Die Feuerwehr und das Amt für Geodatenmanagement haben Mittwoch penibel nachgemessen, Pläne studiert, Fahrkurven getestet, die Drehleiter ausgefahren und ausprobiert, ob der Rettungskorb wie vorgeschrieben bis in 22 Meter

Gebäudehöhe jedes Fenster erreicht. Deutlich wird: Bei der Umgestaltung geht es an mancher Stelle um Zentimeter. „Wir werden noch eine Feinjustierung brauchen. Aber prinzipiell würde ich sagen: Das ist machbar”, liefert der stellvertretende Feuerwehrchef Sven Werner eine erste positive Einschätzung. Baum Nummer 68 wurde bereits beim Praxis-Test gestrichen. Nah der Eppinghofer „Platte” stand er schlicht im Weg.

Einen optischen Eindruck von der Allee gibt es jetzt. Zehn Modelle, gesägt und montiert aus Tischlerplatte, machen einen auf Baum und Pflanzbehälter. Manchen Mülheimer verstört der Kunst-Wald und der Aufwand sichtlich. Andere begrüßen die Attrappen und die Begrünung vorbehaltlos. „Das wird sicher wunderschön”, glaubt eine ältere Frau. Drei verschiedene Baumarten „mit unterschiedlicher Blüten- und Herbstfärbung” und „interessanter Rinde” sollen in den Kübeln grünen. Die Ausschreibung läuft.

Überprüfung durch Statiker

1,30 m werden die Behälter hoch. Die Verwaltung präferiert eine Metallvariante und verspricht sich davon weniger Schadensanfälligkeit und Gewicht. Schließlich liegt unter dem Pflaster die Tiefgarage. Da wird eine Begrünung auch zur statischen Herausforderung. Grünes Licht werde es nur geben, macht Klaus-Dieter Kerlisch vom Amt für Verkehrswesen und Tiefbau klar, wenn die Statiker nach der laufenden Prüfung keine Bedenken haben. Schließlich wird jeder Baum mit Pflanzkübel rund 3,5 t wiegen.

Mit dreienhalb bis vier Meter Höhe werden die Bäume geliefert. „Sie werden bis zu sechs Meter hoch wachsen”, schätzt Sylvia Waage. Die Leiterin des städtischen Grünflächenmanagements wird demnächst dabei sein, wenn es an die Pflanzenauswahl geht. Doch zunächst geht es eben um die Basisarbeit. „Wir wollen wissen: passen Plan und Wirklichkeit überein?”, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels.

Vor allem will die Feuerwehr für jeden Punkt der Schlossstraße sicherstellen, dass ein kompletter Löschzug passieren kann. Rote Markierungspunkte auf dem Pflaster und gelbe Zahlen verraten, wo bald Bäume stehen sollen. Die zehn Attrappen wurden zudem auf der unteren Schlossstraße positioniert. „Das ist schon ein Novum für Mülheim, dass wir hier öffentliche Planung 1:1 simulieren”, sagt Baudezernentin Helga Sander und outet sich als Fan dieses Verfahrens, das in der Schweiz längst gang und gäbe sei. Für Sander steht fest: „Die Schlossstraße wird ein ganz anderes Raumgefühl erfahren, sie wird eine andere Dimensionierung und Aufteilung bekommen. Es ist genau das, was die Straße verträgt: Grün in neuer Gestaltung. Bis jetzt bin ich ganz zufrieden mit dem, was wir geplant haben.”

Zwischen den Baumreihen soll der Platz der Außengastronomie sein. Und auch die Marktfläche. Weitere Stellproben werden noch fällig. Mit knapp acht Metern Abstand wurden die Kübel-Modelle postiert. Zu dicht für Karl-Heinz Noy. „Es ist gut, dass es zu einer optischen Belebung kommt, dass Grün hinkommt”, findet er. „Aber ich habe die Sorge, dass es etwas zu viel sein könnte.” Die neuen Sichtachsen begrüßt der Hotelier durchaus. „So lange nicht die Markthänger dazwischen stehen. Die sind ein Gräuel.”