Was an der Westminsterstraße im vorigen Jahr begann, könnte demnächst an 13 weiteren Straßen im Stadtgebiet eine Fortsetzung finden: Der Müll würde dann nicht mehr vor der Haustür abgeholt, sondern müsste von den Anwohnern zu entfernten Sammelstellen gebracht werden. An der Westminsterstraße ist das bereits Alltag für 109 Haushalte. Bei einem Ortstermin konnte Umweltdezernent Peter Vermeulen den verärgerten Anwohnern zuletzt keine Hoffnung auf Besserung machen. Denn: Der Arbeitsschutz erzwingt aus Sicht der Stadt die Notlösung.
Die Westminsterstraße ist nach Angaben der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft so schmal, dass Müllfahrzeuge zwar hinein, nicht aber wenden und wieder hinaus fahren können. Wer nun einwendet, dann möge der Müllwagen eben rückwärts in die Straße rein- und vorwärts wieder hinausfahren, hat die Rechnung ohne den Arbeitsschutz gemacht. Die Berufsgenossenschaft Verkehr macht seit einiger Zeit auf die Gefahren rückwärts rollender Großfahrzeuge aufmerksam. Zuletzt gab es im Frühjahr einen tödlichen Unfall, bei dem ein Müllwagen einen Mitarbeiter überrollte; einer von durchschnittlich 100 tödlichen Arbeitsunfällen im Jahr.
Sowohl die Stadtverwaltung als auch die Mülheimer Entsorgungsgesellschaft stellen sich darauf ein, dass es für den Rückwärtsgang, die preiswerteste Lösung, keine reelle Chance mehr gibt. Alle andere Varianten kosten Geld, viel Geld, etwa für die Anschaffung kleinerer Müllfahrzeuge oder die Verlegung der Container unter die Erde. Andererseits zahlen auch Anwohner enger Straße die gleiche Müllgebühr wie andere, ohne dafür dieselbe Dienstleistung zu erfahren. Mehr noch: Gerade älteren Menschen ist es kaum zuzumuten, ihre Mülltonnen regelmäßig etliche Meter zu Sammelstellen zu schieben.
Was tun? Viele Anwohner der Westminsterstraße wissen es schon. Sie wollen klagen, nachdem die als Provisorium gedachten Sammelstellen nun offenbar dauerhaft die einzige und überdies unangenehm riechende Entsorgung darstellen.