Die wichtigste Information für die Anwohner der geplanten Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Heimaterde am Freitag war sicherlich, die Ankündigung von Planungsamtsleiter Jürgen Liebich, dass die Stadtverwaltung dem Bauantrag, den die Gemeinde im April gestellt hat, nur mit Auflagen zustimmen werde: So werde die Besucherzahl auf 115 Personen gedeckelt, „denn mehr passen nicht rein“, die Betriebszeiten auf 6 bis 22 Uhr beschränkt und eine Nutzung der Außenanlage werde auch reglementiert. Nach den Berechnungen der Bauaufsicht müssen allerdings nur 12 Stellplätze nachgewiesen werden, so Liebich. „Damit bewegen wir uns schon am oberen Rand“, erklärt er. Nach den Vorschriften müsse man einen Stellplatz für 10 bis 30 Gläubigen rechnen. Nach einigen Umzügen habe die Gemeinde nun knapp 120 Mitglieder, so dass nicht mehr gefordert werden könne. Aber wer soll die Einhaltung dieser Auflagen schon kontrollieren, fragen einige Nachbarn und lachen.

Auch gegen die beiden geplanten Zier-Minarette sei rechtlich nichts zu machen. Wenn es im Gesetz heiße, dass sich der Bau in die Umgebung einfügen müssten, so sei dies keine Geschmacksfrage, sondern eine Prüfung, ob dieser sich in der Art und im Maß einfüge. Und dies sei hier gegeben. 1967 sei von der Neuapostolischen Gemeinde ein Bauantrag gestellt worden, der auch nach dem geplanten Umbau noch Bestand habe, die Nutzung sei deshalb weiterhin zulässig. Die Minarette seien Ausdruck der Religiosität wie ein Glockenturm einer christlichen Kirche, die in der Regel viel größer seien. Mehrere Anwohner verwiesen darauf, dass sie mit Umbauten ihrer eigenen Häuser große Probleme gehabt hätten, weil die Denkmalbereichssatzung nur geringe Spielräume bei Haustüren, Garagen oder anderen Veränderungen zulasse. Diese Veränderungen seien aber weitaus weniger auffällig als die beiden Minarette. Allerdings liegt der Denkmalbereich, worauf Dietmar Berg (MBI) hinwies, gut 1000 Meter von dem Gebäude an der Max-Halbach-Straße entfernt.

Dennoch möchte die Gemeinde einlenken und sich als kompromissfähiger Nachbar einführen. „Wir werden es mit unserer Bauabteilung abklären, ob wir die Minarette kleiner bauen können oder die Gestaltung verändern können“, kündigte Mansoor Tariq, Sprecher der Gemeinde, an. Auch auf den zweiten Kritikpunkt, dass die Veranstaltung in Saarn statt in der Heimaterde abgehalten wurde, reagiert die Gemeinde. Sie kann sich eine Wiederholung vor Ort vorstellen, falls sie bei der Suche nach einem geeigneten Ort Hilfe erhält oder die Veranstaltung in der angestrebten zukünftigen Moschee möglich wäre. Nachbarschaft ist der Ahmadiyya-Gemeinde wichtig. So luden sie die Teilnehmer nach dem offiziellen Part zu einem reichhaltigen Imbiss ein und stellten in einem kurzen Gebet am Anfang die Nachbarschaft in den Mittelpunkt. Gerade im kleinen Kreis sei es dann zu vielen interessanten Gesprächen gekommen, sagt Tariq, der sich mit der Veranstaltung, zu der 60 bis 80 Nachbarn gekommen waren, zufrieden zeigte.

Bundesvorsitzender Abdullah Uwe Wagishauser, der für die Info-Veranstaltung aus Frankfurt gekommen war, stellte am Anfang die Gemeinde und ihre Anschauungen vor, um diese auch gegen radikale Strömungen abzugrenzen. Er betonte, dass die Ahmadiyya als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt seien. Von den rund 35000 Mitgliedern in Deutschland stammten die meisten aus Pakistan, wo sie verfolgt wurden. Inzwischen hätten etwa 80 Prozent die deutsche Staatsbürgerschaft erlangt. Bildung sei eine Pflicht, deshalb verfügten fast die Hälfte der Mitglieder über die Hochschulreife.

Weil einige Besucher die Angaben anzweifelten, betonte Wagishauser. „Wahrhaftigkeit hat für uns einen hohen Stellenwert. Ich kann mir gar nicht leisten die Unwahrheit zu sagen.“ Die Skepsis könne er aber verstehen. Er forderte die Besucher auf, sich in den anderen Städten, in denen die Gemeinde Moscheen hat, zu informieren. Er ist sich sicher, dass es dort keine Klage geben werde.

Dass sich die Nachbarn Sorgen um die Verkehrsbelastung machen, sorgt allerdings auch bei der Politikern für ein Schmunzeln: Gegenüber befindet sich das Rhein-Ruhr-Zentrum mit 45000 Parkplätzen und regelmäßigen Trödelmärkten. 60 Gläubige sorgen da gewiss nicht für eine größere Lärmbelastung.