Stümper! Seit über einer Woche, seit der letzten Ratssitzung, ist diese öffentliche Klassifizierung über den Energiedienstleister medl, die Kanalfirma SEM und deren 110 Beschäftigte in der Welt. Sie stammt vom CDU-Fraktionsvorsitzenden im Rat, Wolfgang Michels, der sich, trotz Aufforderung, weder entschuldigt, noch das Wort zurückgenommen hat, sondern im Gegenteil noch präzisierte, er habe sich dabei auf die „katastrophale“ Abwicklung der medl/SEM-Baustellen in der Innenstadt und am Steinknappen bezogen. Bislang haben die Betriebe zu der geschäftsschädigenden Vokabel geschwiegen. Das aber dürfte sich ändern.
Die Verärgerung der Beschäftigten ist groß und nachhaltig, so ist vom Betriebsrat zu hören. Was genau von Seiten der Belegschaft geplant ist, will der Betriebsrat nicht sagen. „Klar ist, das lassen wir nicht auf uns sitzen“. Damit trifft die Mannschaft wohl auch die Stimmungslage der Geschäftsführung. Deren Geschäftsführer Gerd Bachmann nimmt aber derzeit ein paar Ferientage.
Erfolgreiche Firma
Die medl ist überwiegend in städtischem Besitz, ein Minderheitsanteil gehört dem RWE. Mit Gaslieferungen, aber auch dem wachsenden Stromgeschäft und dem Vertrieb dezentraler Kraftwärme-Kopplung fährt die Firma seit zwei Jahren zweistellige Millionenergebnisse ein, die sowohl für die Verlustaufrechnung mit der Mülheimer Verkehrsgesellschaft, aber auch direkt für die marode Stadtkasse von Bedeutung sind. Die medl ist für viele der jährlich rund 2000 Baustellen in der Stadt verantwortlich; nicht selten für 30 gleichzeitig. Aufgrund der zum Teil massiven Eingriffe lässt sich das nach Unternehmensangaben störungs- und beschwerdefrei nicht bewältigen, eben deswegen betont die medl stets die Bedeutung einer guten Kommunikationspolitik. Weder aus der Innenstadt oder vom Steinknappen sind dem Unternehmen allerdings gehäufte Beschwerden bekannt geworden, mit Ausnahme eines Tages, an dem für drei Stunden eine ausgewiesene Umleitung wegen behördlicher Auflagen ausgefallen war.
Für zusätzlichen Ärger sorgt unter den Beschäftigten, dass sie nur Spielball der Ratspolitik geworden sind. CDU-Mann Michels hatte in der Ratssitzung darzustellen versucht, dass die Beauftragung eines externen Ingenieurbüros für 137000 Euro durch Baudezernent Peter Vermeulen (CDU) alleine schon deswegen geboten gewesen sei, weil es in der Stadt keine Institutionen gebe, die Öffentlichkeitsarbeit während der fünfjährigen Bauphase in der Innenstadt gut genug hinbekämen.