Die Lampe aus der alten Waschmaschinentrommel ist auf Hochglanz gebracht. Um eine Küchenreibe mit Glühbirne baumelt Besteck. Aus Alt mach Neu: Neben Kreativität und handwerklichem Geschick kommen bei den Möbeln, vielfach aus Euro-Paletten, außergewöhnliche Details zum Einsatz, die für den Aha-Effekt sorgen.

Aus bearbeiteten bunten Skiern besteht eine Garderobe samt Sitzbank. Schubladen von Kommoden sind mit Stoff überzogen oder mit Industrieblech verkleidet. Aus alten Bohlen ist ein Küchentisch gebaut. „Und der ist massiv“, sagt Ulrich Schreyer und klopft auf Holz. Der Chef vom Diakoniewerk Arbeit & Kultur stellte gestern die neue „Sonderbar“ an der Kaiserstraße vor. Es gibt sie schon ein paar Jahre, aber weil sie um das Ladenlokal nebenan erweitert wurde, ist sie seit einigen Monaten dicht.

Die Renovierung habe sich wegen „erheblicher Wasserschäden“ stark verzögert, so dass die „Sonderbar“ erst Mitte November wieder eröffnen kann. Neben skurrilen Dingen, alten Schätzchen und Lieberhaberstücken, die es dann wie gehabt dort gibt, wurde das Angebot um den Bereich „Upcycling“ erweitert. „Aus dem vorhandenen Sperrmüll entstehen durch Ideen neue Dinge“, erläutert Schreyer.

Denn Nachhaltigkeit lautet das Gebot der Zeit. Die Idee des „Upcycling“ sei nicht neu, auch in anderen Städten werde es praktiziert, weiß Schreyer und in Mülheim „wenn nicht wir, wer dann, bei uns kommen die Sachen doch an“. Es gehe darum, „den Wert der Dinge, die entsorgt werden, zu erhalten“. Im Diakoniewerk Arbeit & Kultur an der Georgstraße kommen ausgediente Möbel, Haushaltsgeräte, Kleider und mehr an, werden von Teilnehmern beruflicher Integrationsprogramme aufbereitet und für kleines Geld wieder abgegeben.

Handwerker Markus Nolden hilft den Leuten im Diakoniewerk bei der Herstellung der Unikate für die „Sonderbar“. Der Laden ist aber längst noch nicht fertig bestückt, gleiches gilt für das Antiquariat in der zweiten Etage. In dem hellen und lichten Raum soll es Bücher, Schallplatten und auch mal eine Tasse Kaffee geben.

Das Diakoniewerk ist zudem für die Altkleider-Container im Stadtgebiet zuständig, die an über 200 Standorten stehen. An den cremefarbenen Behältern hat sich jetzt der Mülheimer Künstler Hardy Bock zu schaffen gemacht. Er hat die ersten mit Charakter-Figuren bemalt, wie Fugue und Elfi, Yogi, der Bär, und Donna Leoni, eine Mischung aus Löwe, Walross und lila Kuschelmonster. „Auf den Containern werde ich Geschichten erzählen“, sagt Bock. Wie ein Bilderbuch oder Comic soll sich auf den Container die Geschichte vom „Kleinen Landstreichler“ entwickeln.

Wenngleich es die „Sonderbar“ schon seit Jahren gibt, Gewinne werden damit nicht gemacht, so Schreyer: „Ich bin froh, wenn die Miete reinkommt.“ Aber sie bietet arbeitslosen Menschen „vernünftige Beschäftigungsmöglichkeiten mit Qualifizierungschancen“.