Werden zum Schulstart am Montag alle Mülheimer Lehrerstellen mit adäquat ausgebildetem Personal besetzt sein? Eine Antwort auf diese Frage ist offen – die Düsseldorfer Bezirksregierung, zuständig für die weiterführenden Schulen, wollte auf WAZ-Anfrage keine Aussage treffen.
Werden zum Schulstart am Montag alle Mülheimer Lehrerstellen mit adäquat ausgebildetem Personal besetzt sein? Eine Antwort auf diese Frage ist offen – die Düsseldorfer Bezirksregierung, zuständig für die weiterführenden Schulen, wollte auf WAZ-Anfrage keine Aussage treffen. An den Mülheimer Grundschulen hingegen ist laut städtischem Schulamt kein drastischer Lehrermangel zu befürchten, den neben der Landes-SPD der Deutsche Philologenverband jüngst für diesen Herbst vorausgesagt hat.
Der Verband befürchtet, im Herbst könnten bundesweit 40 000 Lehrerstellen nicht mit Personal besetzt werden, das fachlich wie pädagogisch entsprechend ausgebildet sei. Insbesondere in den Fächern Mathematik, Informatik, Biologie, Physik und Chemie gebe es einen Mangel, der sich durch anstehende Pensionierungen noch verschärfen werde.
Eine WAZ-Anfrage zum Personalstand an weiterführenden Mülheimer Schulen bei der Bezirksregierung erfuhr nur eine knappe Antwort: „Das Lehrereinstellungsverfahren”, hieß es schon in einer Mail Ende Juli, „ist noch nicht abgeschlossen. Daher können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Zahlen veröffentlichen.” Informationen würden erst nach einer Pressekonferenz von NRW-Schulministerin Barbara Sommer bekannt gegeben. Wann dies sein wird, war nicht klar – und ist es weiter nicht, so eine Sprecherin der Bezirksregierung.
GEW-Vorsitzender: Nur Hauptschulen sorgenfrei
Der Ortsvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Alois Mayer, hat auch keine Gesamtschau parat, sagt aber: „Insgesamt ist es an weiterführenden Schulen schwierig, Stellen neu zu besetzen, das geht bis in die Förderschulen hinein.” Vor allem für Naturwissenschaften, selbst für Englisch seien zu wenige Bewerber da. Nicht nur einzelne Besetzungsverfahren endeten ohne eine einzige Bewerbung. Lediglich Mülheims Hauptschulen hätten zurzeit „überhaupt keine Probleme”.
Exakt aber lässt sich aktuell nur die Situation an den 26 Grundschulen beleuchten. Für diese gab die städtische Schulamtsdirektorin Christa Stocks Entwarnung: „Alle Schulen sind ausreichend besetzt.” Der Stellenplan gebe 270 Vollzeitstellen her, momentan verfügten die Schulen im Ist gar über 286. 34 Lehrkräfte seien zurzeit allerdings in Elternzeit. Grund für diese relativ hohe Zahl an Ausfällen sei einerseits das attraktive Elterngeld, andererseits der Umstand, dass die Schulen jüngst viele sehr junge Kolleginnen bekommen hätten, von denen viele – natürlich – auch die Familienplanung angingen.
Wenige neue Lehrer "am Markt"
Stocks lobte vor diesem Hintergrund ihre Sachbearbeiterin Sandra Pavel, die für Vertretungseinstellungen zuständig ist. Sie sei „sehr, sehr tüchtig” gewesen und habe für die Lehrkräfte in Elternzeit kompetente Vertreter nach Mülheim gelotst. „Das hat in diesem Jahr ausgezeichnet geklappt”, so die Vorgesetzte vor dem Hintergrund, dass nicht so viele Grundschullehrer „am Markt sind”. Mülheim habe in dieser Frage aber das Plus, als attraktiver Standort zu gelten. Und das, obwohl es einige Schulen im Stadtgebiet gebe, „die viele Schüler aus bildungsferneren Schichten oder auch einen sehr hohen Ausländeranteil haben”, so in Styrum oder in der Stadtmitte etwa an der Zunftmeisterstraße, wo von 200 Kindern 170 einen Migrationshintergrund hätten. Selbst an letztgenannter Schule sei es gelungen, die Lehrerstellen zu besetzen.
Wie schwierig sich die Suche nach fachlich geeigneten Bewerbern darstellt, hängt laut Schulamtsdirektorin von den Fächern ab, die gefordert sind. Die größten Probleme habe man in katholischer Religion, in Sport und im jungen Grundschulfach Englisch, das noch nicht allzu lange an den Universitäten gelehrt wird.
Schwierige Suche nach Leitern
Bei der Besetzung von Leitungsstellen an Grundschulen hat die Stadt nach eigenem Bekunden mehr Probleme als bei der „einfachen” Besetzung von Fachlehrer-Stellen.
„Kompetente Kolleginnen und Kollegen zu bekommen”, sagt Schulamtsdirektorin Christa Stocks, „ist nicht einfach”. Sehr schwierig sei vor allem, Nachwuchs für den Posten des Konrektors zu bekommen. Zusätzlich werde die Suche erschwert, wenn den Bewerbern eine bestimmte Konfessionszugehörigkeit abverlangt werde. „Da werden Schulen mehrfach ausgeschrieben, bis wir jemand Kompetentes oder überhaupt einen haben. Da sind wir schon über ein, zwei Bewerber froh”, so Stocks.
Drei Stellen im Konrektoren-Bereich seien an Mülheimer Grundschulen derzeit vakant. An den Schulen am Saarnberg und im Dichterviertel scheitere eine Nachbesetzung zurzeit an den zu geringen Schülerzahlen. Eine Schule bekommt nur dann einen Konrektor, wenn sie 190 Schüler hat. Seit die Schulbezirksgrenzen gefallen sind, könne es für die beiden Schulen auch keine gesicherte Prognose mehr geben, ob in absehbarer Zeit ein Besetzungsverfahren wieder bei der Bezirksregierung beantragt werden könne.
Rektoren-Stellen sind aber allesamt besetzt
Ein anderes Problem hat das Schulamt an der Zunftmeisterstraße. Obwohl die Schule zurzeit dank des Engagements von Schulleiterin Ulrike Lueg wieder aufblühe, könne die unbesetzte Konrektoren-Stelle „aus haushaltstechnischen Gründen” nicht neu eingerichtet werden, so Stocks.
Rektoren sucht das Schulamt momentan nicht. Alle Schulen sind besetzt.