Wirich oder Jäspergen sind typische, alte Mülheimer Vornamen”, sagt Sandor Rolf Krause und er muss es wissen: Die letzten gut 15 Jahre hat der heute 35-jährige promovierte Historiker damit verbracht, die Kirchenbücher der reformierten Gemeinde Mülheim an der Ruhr Seite für Seite zu studieren.

Alle überlieferten Daten aus Tauf-, Aufgebots-, Begräbnis- und Konfirmationsregistern der Jahre 1610 bis 1806 hat er so erfasst. „Angefangen hat alles damit, dass ich mit sieben Jahren den Ariernachweis meines Onkels fand, den der noch für die Hitlerjugend gebraucht hatte”, erklärt Sandor Krause. „Von da an habe ich, damals noch mit elterlicher Hilfe, angefangen, die Wurzeln meiner Familie zurück zu verfolgen.” Rasch sei aus der Ahnenforschung eine Sucht geworden. „Man will einfach wissen, woher man stammt und möglichst alles leeren Felder füllen.” Teilweise bis zu Karl dem Großen hat Sandor Krause den Stammbaum seiner Familie mittlerweile rekonstruiert. Während ihm über seinen Urgroßvater Fritz Krause, der aus den Masuren stammte und um 1900 nach Mülheim kam, noch nicht all zu viel bekannt ist, kann er die Linie seiner Urgroßmutter Anna Wiescher bis in den Adel hinein aufzeichnen. „Ein Graf von Hugenpoet heiratete im 17. Jahrhundert in zweiter Ehe seine Magd. Die daraus hervor gegangene Tochter heiratete 1660 einen Pfarrer aus Bochum und deren Nachkommen zogen dann nach Mülheim.” Besonders schwierig sei es gewesen „Licht in das Mülheimer Dickicht” der Kirchenbücher zu bringen. Neben Lücken in den Aufzeichnungen, wie beispielsweise zwischen 1638 und 1654, und unvollständigen Angaben von weniger gewissenhaften Pfarrern, verkomplizierten ständig wechselnde Nachnamen und Schreibweisen Krauses Arbeit. Nach eingehender Beschäftigung mit der Geschichte Mülheims und etwa den Erbfolgen auf den verschiedenen Höfen, hat Sa´ndor Krause seine insgesamt etwa 3000 Seiten umfassenden Abschriften auf einer CD-Rom zusammen gefasst. Allein das Korrekturlesen habe insgesamt zwei Jahre in Anspruch genommen. „Doch die Arbeit hat sich gelohnt”, findet die Mülheimer Familienforscherin Bärbel Essers. Sowohl chronologisch als auch alphabetisch geordnet können die Daten nun am heimischen Computer eingesehen werden. „So sparen sich Interessierte Wege, Zeit und Kosten für den Gang ins Archiv im Altenhof, man muss keine Handschriften endziffern und die Originale werden natürlich auch geschont”, schwärmt Bärbel Essers. Kontakt: sandor.krause@gmx.de