Damals wie heute spielt der Flusslauf der Ruhr mitten durch Mülheim eine große Rolle. Das galt auch für das Jahrhunderte alte Gerberhandwerk. „Ein bedeutender Wirtschaftszweig, der nicht nur Zulieferer für die großen Industrien des Ruhrgebiets war, sondern der maßgeblich die Stadtgeschichte und Stadtentwicklung beeinflusste“, sagt Melanie Rimpel, Leiterin des Leder- und Gerbermuseums an der Düsseldorfer Straße.

1924 gab es über 50 Gerbereien, als einzige steht heute nur noch „Seton“ als Hersteller für Autoleder für das einst blühende Gewerbe. Um die Erinnerungen an diese Säule der Mülheimer Geschichte wachzuhalten, wurde nach langen Jahren des Vorlaufs im September 2003 ein kleines, aber feines Museum in der ehemaligen Lederfabrik Abel ins Leben gerufen.

Bei seiner Eröffnung vor elf Jahren war es eines der ersten Museen, die sich privat über einen Förderverein und eine Stiftung tragen, wenngleich sich der Landschaftsverband Rheinland mit 750 000 Euro an der Einlage von insgesamt einer Mio Euro beteiligte. Und auch heute noch Fördergelder für Projekte gibt. „Das zeigt, dass unser kleines Museum und die Arbeit honoriert werden“, so Rimpel. Von Anfang an war sie dabei und das Museum war „mein erstes Baby“, sagt die werdende Mutter, die Anfang Dezember ein Kind erwartet. Nach einer Auszeit will sie weitermachen, „na klar, da hängt doch mein Herz dran“. Seit der ersten Stunde ist auch Anni Hoge, die Dame am Empfang, dabei.

Momentan ist das Haus für den Besucherbetrieb auf unbestimmte Zeit dicht, weil es gerade wegen eines Wasserschadens renoviert wird. „Doch wir versuchen nach Möglichkeit Führungen am Wochenende oder an Tagen, wenn die Arbeiten ruhen, zu machen.“

Das Ledermuseum, sagt Fördervereinsvorsitzende Helga Künzel, „ist in den über zehn Jahren eine Erfolgsgeschichte“. Auch wenn hinter den Kulissen Unstimmigkeiten schwelen, die Stiftungsaufsicht wegen formaler Überprüfung der Wahl des Kuratoriums eingeschaltet wurde – Melanie Rimpel ist guter Dinge, was die Zukunft des Museums betrifft: „Wir haben gute Besucherzahlen und sind nachgefragt, was Kindergeburtstage und Führungen betrifft.“ Von Vorschulgruppen über Schulklassen bis zu interessierten Vereinen und Gruppen aus dem Textil- und Lederwarenbereich gibt es Gerbergeschichte zum Anfassen. Helga Künzel wünscht sich Zuwachs im Verein mit derzeit 55 Mitgliedern und weitere Förderer, „denn je mehr Erträge zusammenkommen, desto mehr können wir machen und bekommen eine größere Öffentlichkeit“.