Nach Kontrollen durch die Heimaufsicht, Belegungsstopp im Juni und anonymen Briefen von Mitarbeitern befasste sich im Sozialausschuss nun auch die Politik erneut mit dem Pflegeheim Bonifatius. „Wissen Sie warum das Heim, das sich vor drei, vier Jahren auf einem guten Weg befunden hat, jetzt plötzlich wieder abgerutscht ist?“, fragte Ingrid Tews von den Grünen, eine Frage, die wohl vor allem die Fassungslosigkeit zum Ausdruck bringen sollte, dass in der Alteneinrichtung solche Mängel trotz engmaschiger Kontrollen möglich seien. „Die Frage stellen wir uns auch“, erwiderte Saskia Kühle von der Heimaufsicht. Ob es mit dem Wechsel in der Pflegedienstleitung zu tun hat, wie Martin Römisch von der FDP mutmaßt? Schwer zu sagen, „aber da ist sicherlich Kompetenz weggefallen“, meinte Kühle. Inzwischen sei die Stelle wieder besetzt.
Sie betonte noch einmal, dass zu dem Belegungsstopp keine konkrete Gefährdung für die Bewohner geführt habe, sondern erhebliche Mängel in der Dokumentation. Angebliche Probleme, etwa bei der Hygiene oder der Medikamentenausgabe, hätten sich nicht bestätigt. Man habe eingreifen wollen, bevor es zu einer Gefährdung der Bewohner komme, so Kühle. Das Ergebnis der Pflege sei eher Zufall als das Ergebnis konsequenten Handelns. Mängel in der Dokumentation seien bereits im November 2013 offenkundig geworden, in mehreren Beratungsgesprächen habe die Heimaufsicht versucht, die Einrichtung bei der Mängelbeseitigung zu unterstützen. Da im Juni weitere Mängel hinzugekommen seien, habe man den zuvor bereits angedrohten Belegungsstopp umsetzen müssen. Im Juli fanden dann zwei weitere unangemeldete Prüfungen durch die Heimaufsicht statt, wobei 24 Pflegedokumentationen genau geprüft worden seien. Zu diesem Zeitpunkt seien zwar nicht sämtliche Mängel beseitigt, aber immerhin deutliche Fortschritte erzielt worden. Weiterhin gab es Defizite in den Bereichen Pflegeplanung, Pflegedurchführungskontrollen und der Berichterstattung. Sie seien aber nicht so groß, um eine Verlängerung des Belegungsstopps zu rechtfertigen.
Acht Mal habe die Heimaufsicht zwischen 2012 bis 2014 die Einrichtung, die zu den Maternus-Kliniken AG zählt, kontrolliert, fünf Mal aus konkreten Anlässen, wie die Verwaltung darlegte und einen 22 Punkte umfassenden Fragenkatalog der AfD abarbeitete.
Zu Fragen von arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen oder der Belastung der Beschäftigten ging die Heimaufsicht in der Sitzung nicht konkret ein. Nur insofern, dass bei den Kontrollen auch mit Personal und Bewohnern (sofern möglich) gesprochen wurde und dabei personelle Engpässe durch Urlaub und Krankheit von angesprochen worden seien. „Die Arbeitszufriedenheit und -motivation habe aufrund der erhöhten Arbeitsbelastung gelitten“, hieß es. Auch zukünftig werde Bonifatius, in dem im Sommer 145 Bewohner lebten, von der Heimaufsicht beraten und kontrolliert.